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unbekannter Gast

Frage:

Habsburgische Heiratspolitik: Man liest bzw. hört immer wieder von der "Heiratspolitik der Habsburger" (tu felix Austria nube ...). Was versteht man genau darunter bzw. auf welche (vermutlich strategischen) Hochzeiten wird da konkret angespielt?
glisc

Antworten:

Die Habsburger haben ihre Kinder in andere Adelshäuser verheiratet, um sie einerseits finanziell abzusichern, Erbansprüche zu haben und sicher auch, um Kriege zu verhindern. Was ganz offensichtlich schief ging, war nach neuester Forschung die Ehe der armen Marie Antoinette. Sie hätte mit den Kindern problemlos gerettet werden können, wenn Josef II. die Lage richtig eingeschätzt hätte. So konnte nur ihre Tochter nach der Hinrichtung der Eltern nach Wien gebracht werden, wo sie ledig und kinderlos starb.

Empfehlenswert Brigitte Hamanns "Habsburgs verkaufte Töchter". Eine Habsburgerin wurde an Napoleon (oder einen seiner Brüder?) "verkauft".
Fledermaus

Danke sehr. Weil es sich um eine Wendung handelt, die man oft gebraucht und selten hinterfragt, habe ich in der Zwischenzeit noch weiter anchgesehen und möchte noch ein wenig ergänzen:

Die vorausschauende Hochzeitspolitik von Maximilian I. betraf nicht so sehr seinen Sohn Philipp, sondern vor allem seine Enkel Ferdinand (Anna von Ungarn) und Maria (Ludwig II von Ungarn) und begründete die spätere Donaumonarchie. Bei letzterer Hochzeit fungierte Maximilian sogar als Stellvertreter seines Enkels, der gar nicht da war. Das war auch nicht so wichtig. Tatsächlich fiel dann der Jagiellone Ludwig II. in der Schlacht von Mohacs (1526) gegen die Türken, so dass die Königreiche Ungarn und Böhmen aufgrund der vorausschauenden Heiratspolitik Maximilians und der damit verbundenen Verträge als Erbe an die Habsburger gingen. Vor allem Böhmen war wichtig, da mit der Kurfürstenwürde und der Verleihung des Erzamtes des Mundschenks verbunden. Erst so konnte der Einfluss der Habsburger im Hl Römischen Reich auf dem Umweg über Böhmen gefestigt werden.
glisc

Wenn auch in einem anderen Zusammenhang, aber der Leitspruch ist dabei: http://derstandard.at/?url=/?id=2708677
trazenje


Darin sollte später auch eines der Grundprobleme der Habsburger-Monarchie liegen, weil sie kein organisch gewachsener Staat war, sondern ein zusammengeheiratetes Gebilde, dessen einzigen Zusammenhalt die Dynastie bildete. Die angefragte Formulierung ist übrigens sehr euphemistisch, da die durch Heirat erworbenen Rechte nicht selten militärisch durchgesetzt werden mussten. Summa summarum: ein Spruch der Habsburger-Propaganda.

--Aster Rix, Montag, 21. Dezember 2009, 18:13