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Pflege in Zeiten von Corona#

In Pflegeheimen und der mobilen Pflege gibt es Vorsorgepläne, um Bewohner und Mitarbeiter vor Ansteckung zu schützen.#


Von der Wiener Zeitung (14. März 2020) freundlicherweise zur Verfügung gestellt

Von

Martina Madner


In Pflegeheimen bleiben Bewohner und Mitarbeiter vorerst unter sich
In Pflegeheimen bleiben Bewohner und Mitarbeiter vorerst unter sich.
Foto: apa/dpa/Oliver Berg

Donnerstag Morgen hatte man in den sieben Pflegeheimen des Salzburger Hilfswerks Besuche noch auf eine Person für eine Stunde begrenzt und ein Abstandhalten zu anderen Bewohnern empfohlen. Es kam anders.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober sprach am Nachmittag, nach Rücksprachen mit allen Gesundheitslandesräten, eine dezidierte Empfehlung aus: „Wir haben uns auf konkrete Schutzmaßnahmen auch für Seniorenheime und Spitäler geeinigt. Wir müssen unbedingt verhindern, dass in diese beiden Bereiche Infektionen eingeschleppt werden.“ Das heißt, „es wird eine weitestgehende Besuchsreduktion geben“, mit wenigen Ausnahmen nur für Kleinkinder und im Bereich der palliativen Betreuung.

Keine Besuche#

Stefan Tautz, Leiter der Fachabteilung Pflege beim Hilfswerk Salzburg, setzte sich also noch Donnerstag Abend mit der Geschäftsführung in Verbindung. „Wir haben eine Besuchssperre für alle Pflegeheime vorbereitet, die nun ab heute, Freitag, gilt. Wir haben über unseren E-Mail-Verteiler alle Angehörigen informiert, dass sie die Bewohner vorerst nicht mehr besuchen. Für jene, die im Sterbeprozess Begleitung brauchen, gibt es natürlich Ausnahmen.“ Auch in den Wohnhäusern der Lebenshilfe für behinderte Menschen sind Besuche der Angehörigen und Freunde nur in äußersten Notfällen erlaubt, heißt es.

In Pflegenheimen des Trägers „Haus der Barmherzigkeit“ in Wien gibt es „zum Schutz“ der Bewohnerinnen und Bewohner ebenfalls keine Besuchskontakte mehr, „außer in sehr sensiblen Situationen und in Absprache mit der zuständigen Leitung“, heißt es vonseiten der Pressestelle. „Viele der Angehörigen haben dafür Verständnis, ein paar aber sind rabiat geworden und waren nur schwer zu beruhigen“, berichtet eine Mitarbeiterin eines Heims, die anonym bleiben möchte, im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“.

Cafeterias und Kantinen in den Häusern seien nur für die Beschäftigten am jeweiligen Standort geöffnet. Externe Veranstaltungen seien abgesagt, interne oder Besprechungen auf „das notwendige Minimum und die minimalste Teilnehmerzahl reduziert“.

Bedacht auf Hygiene#

Wie in anderen Bundesländern auch, hat die Salzburger Landessanitätsdirektion für Behinderten- und Pflegeeinrichtungen einen Verhaltensleitfaden in Zusammenhang mit dem Sars-CoV-2 erstellt: Die Heimbetreiber wurden ersucht, die Informationen zu Hygieneempfehlungen wie etwa regelmäßiges Händewaschen mit Seife mit Piktogrammen in den Räumlichkeiten gut sichtbar zu verbreiten.

Die Reinigung sei „wie bisher“ durchzuführen, man möge aber besonderes Augenmerk bei der Reinigung auf gängige „Übertragungskontaktpunkte“ legen, die man mit den Händen ungeschützt berührt, wie Türschnallen, Lifttasten, Bankomaten oder Wasserarmaturen. Außerdem wurde ein generelles Umstellen auf Einweg-Papierhandtücher empfohlen.

Das Personal wurde nochmals an Schutzkleidung, Arbeitshandschuhe und allgemeine Hygieneregeln hingewiesen. Man möge auch auf Händeschütteln verzichten, nach dem Motto: „Wir schenken Ihnen ein Lächeln statt eines Händedrucks!“ Das Gleiche gibt man beim Hilfswerk auch in der mobilen Pflege und Betreuung an Angehörige und Pflegebedürftige weiter – vom Abstand Halten bis hin zum Lüften der Räume.

Für Elisabeth Anselm, Hilfswerk Österreich-Geschäftsführerin, ist all das nichts gänzlich Neues – in der Wundversorgung sowieso nicht: „In der Langzeitpflege haben wir sehr, sehr hohe Hygienestandards und Routine, sie umzusetzen.“ Es sei „fast ein bisserl Glück im Unglück, ein Hinweis, nochmals genauer hinzusehen. Im Kern sind wir aber gut gerüstet“, sagt sie – und meint damit nicht nur das Hilfswerk, sondern auch andere Pflegeeinrichtungen.

Umgang im Verdachtsfall#

Einen klaren Ablauf gibt es auch für den Verdachtsfall unter den Bewohnern oder mobil versorgten Pflegebedürftigen genauso wie bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: vom Anruf beim Gesundheitstelefon 1450, der Info an den Arbeitgeber, Dokumentation und Informationen von Kontaktpersonen, Info an das Gesundheitsamt, das auch die Testungen von Personen mit Symptomen veranlasst, bis hin zu den 14 Tagen Absonderung in der häuslichen Quarantäne und anderes mehr.

Bislang gab es beim Hilfswerk noch keinen Verdachtsfall, damit auch keine Erkrankten. Man hat aber Pläne erarbeitet, wie man in der mobilen Pflege und in den Heimen im Bedarfsfall umgeht, wenn es doch einen unter den Pflegebedürftigen gibt. „Immer vorausgesetzt, dass die Symptomatik keinen Krankenhausaufenthalt notwendig macht“, was im Übrigen Ärzte, die extra nach Hause oder ins Heim kommen, feststellen würden.

Er erklärt, dass in der mobilen Pflege auf ein Eins-zu-eins-Verhältnis reduziert werde. Man sei mit Desinfektionsmitteln und Handschuhen gut versorgt, habe zusätzliche notwendige Schutzkleidung und -masken bestellt. Tautz wünscht sich für die Vergabe dieser Materialien übrigens zentrale Versorgungsstellen in den Bundesländern: „Es wäre sinnvoll, wenn zentral erhoben wird, wo welche Schutzausrüstung vorhanden ist, und solche Ressourcen im Krisenfall strukturiert und nach Priorität weiterzugeben.“

Auch in den Wohnheimen würde man Pflegebedürftige in Einzelzimmern isolieren und trotzdem gut betreuen können, habe bereits Mitarbeiter definiert, die diese extra versorgen können. Vorsorglich sind schon jetzt immer die gleichen Pflegerinnen für die gleichen Bewohner zuständig, was auch wichtig für die soziale Bindung sei. „Gemeinsames Kochen oder Mittagessen gibt es in solchen Fällen dann nicht mehr.“

Die mobilen Teams im Bundesland stehen untereinander in Kontakt, genauso schließe man sich mit anderen Organisationen kurz, um den Weg der Pflegebedürftigen in Krankenhäuser möglichst zu vermeiden und auch beim Personal mögliche Engpässe durch Krankheitsfälle auszugleichen. Große Kapazitäten um Engpässe in der 24-Stunden-Betreuung auszugleichen, gibt es in den Heimen des Hilfswerks zwar nicht, Einzelplätze oder Unterstützung von Angehörigen durch mobile Pflege seien aber schon möglich, versichert Tautz.

Wiener Zeitung, 14. März 2020