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Selbstisolation: Tirol stellt alle Gemeinden unter Quarantäne#

Nur die Fahrt in den nächsten Ort ist erlaubt: aber nur wenn es keine Versorgung in der Heimatgemeinde gibt - oder der Weg in die Arbeit es notwendig macht.#


Von der Wiener Zeitung (18. März 2020) freundlicherweise zur Verfügung gestellt


Der Notfalleingang der Innsbrucker Klinik. Tirol ist bisher das am stärksten betroffene Bundesland.
Der Notfalleingang der Innsbrucker Klinik. Tirol ist bisher das am stärksten betroffene Bundesland.
Foto: © APAweb / apa

Im am stärksten betroffenen Bundesland Tirol werden ab Mittwoch Abend nun alle Gemeinden unter Quarantäne gestellt.

Tirol setzt eine weitere drastische Maßnahme gegen das Coronavirus und isoliert sich praktisch selbst. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) informierte in einer Erklärung am Mittwochabend darüber, dass alle 279 Gemeinden unter Quarantäne gestellt werden.

Die Heimatgemeinde darf nur dann verlassen werden, wenn es um die Deckung der Grundversorgung geht, um die Daseinsvorsorge oder um zur Arbeit zu kommen und dann nur zum nächsten Ort.

Es ist nur eine Fahrt in den nächsten Ort erlaubt, sofern es im eigenen Ort keinen Arzt, keine Apotheke, kein Lebensmittelgeschäft oder keine Bank gibt. Dann dürfe die Gemeinde verlassen werden. "Was zum Beispiel nicht geht, ist, in einen anderen Ort zu fahren, wenn im eigenen Dorf ein Lebensmittelgeschäft zur Verfügung steht", erklärte Platter.

Zudem grenze sich Tirol zu seinen Nachbarn ab. Das heißt, dass nur jene nach Tirol einreisen dürfen, die in Tirol zu Hause sind oder in der kritischen Infrastruktur oder Versorgung arbeiten. Der Warenverkehr bleibt unter bestimmten Voraussetzungen gestattet.

St. Anton und Ischgl waren erst der Anfang#

Erst vergangene Woche wurden St. Anton am Arlberg und die Paznauner Gemeinden Galtür, Ischgl, Kappl und See unter Quarantäne gestellt, am Dienstag Abend wurden zwei weitere Skiorte in Tirol isoliert. Bis inklusive 2. April werden der bekannte Tourismusort Sölden im Ötztal sowie St. Christoph am Arlberg gesperrt. Die polizeilichen Checkpoints wurden Dienstagabend errichtet.

Quarantänesperren in Österreich
Quarantänesperren in Österreich
Grafik: © APA

Im Laufe des Mittwoch sind in Tirol weitere 30 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Damit lagen mit Stand Mittwochabend insgesamt 474 positive Coronavirus-Testergebnisse in Tirol vor, teilte das Land in einer Aussendung mit. Vier Personen waren wieder vollständig gesund.

382 Infizierte in Tirol#

Das Gesundheitsministerium hatte mit Stand 15.00 Uhr 382 Infizierte für Tirol ausgegeben. Die unterschiedlichen Zahlen von Ministerium und Land ergeben sich laut Gesundheitsministerium durch eine unterschiedliche Zählweise. Während Tirol alle Fälle registriert, die im Bundesland positiv getestet werden, darunter also unter anderem auch ausländische Staatsbürger, zählt das Gesundheitsministerium nur Personen, die in Tirol gemeldet sind.

Die Schulen in Tirol waren indes am Mittwoch beinahe leer. In der ersten bis achten Schulstufe waren 196 Schüler von insgesamt 58.855 anwesend. Das entspricht laut Land einem Prozentsatz von 0,34 Prozent. In den Kinderbetreuungseinrichtungen wurden 259 von insgesamt 23.983 Kindern betreut - das entspricht einem Prozentsatz von 1,08 Prozent. Am Donnerstag wird aufgrund des Landesfeiertags, an dem ohnehin schulfrei wäre, keine Betreuung an den Schulen und auch nicht digital stattfinden, informierte die Bildungsdirektion.

Im Fall des an Corona erkrankten Bewohners eines Wohn- und Pflegeheimes in Aldrans sei für die Angehörigen eine 14-tägige Quarantäne ausgesprochen worden. Zudem werde der Gesundheitszustand der anderen Bewohner genau beobachtet, teilte das Land mit. Auch die Mitarbeiter des Heims seien dazu angehalten, ihren Gesundheitszustand zu beobachten bzw. auch ihre Körpertemperatur zu protokollieren.

Weiterführendes#

Wiener Zeitung, 18. März 2020