Grabenstätt#
Grabenstätt, an der Südostecke des Chiemsees gelegen, wurde 959 erstmals erwähnt, als Kaiser Otto I. Ort und Forst dem Salzburger Domkapitel schenkte. Das heutige Rathaus hat seinen Ursprung in einem im Jahre 1595 erbauten Wasserschloss. Im Ortsteil Marwang kommen immer wieder römerzeitliche Kleinfunde (Münzen, Fibeln) zu Tage, die auf eine Siedlung hinweisen. Im nordöstlich gelegenen Gemeindeteil Erlstätt wurde in den Jahren 1889 und 1890 eine villa rustica mit Badegebäude ausgegraben. Eine genauere Untersuchung, u.a. eine moderne archäologische Analyse des Fundmaterials des Gutshofes von Erlstätt, fehlt jedoch bis heute, ebenso wie jede Spur des zugehörigen Bestattungsplatzes.
Andrea Krammer
Quellen#
- BVbl. Beih. 13, 2000, 126.
- BVbl. Beih. 15, 2002, 149.
- H.-J. Kellner, Ausgrabungen an Badegebäuden in Nordwest-Noricum. BayVgBl 24, 1959, 146-172, 170f.
- A. Obermayr, Römersteine zwischen Inn und Salzach (Freilassing 1974), 56f.
- J. Rosenegger, Unsere Heimat zwischen Inn und Salzach (Raubling 2002), 113.
Steindenkmäler#
Grabinschrift einer Familie#
Die bescheidene Tafel, die vielleicht über dem Eingang eines Hügelgrabes angebracht war, hat ein Mann namens Bellicus, Sohn des Secundus, zu seinen Lebzeiten für sich, seine Ehefrau Paulina, gestorben mit 50 Jahren, und den Sohn Secundinus machen lassen. Ein Todesfall - hier der der Frau - war oft der Anlass, eine Grabstätte für die Familie anzulegen. Bellicus, Paulina und Secundinus gehörten zur einheimischen Landbevölkerung ohne römisches Bürgerrecht. Eine heute verlorene Inschrift vom gleichen Fundort gehörte zum Grab eines Cupitus, der auch als Sohn des Secundus bezeichnet wird; er war vielleicht ein Bruder des Bellicus.
Grabinschrift des Cupitus und der Avetonia Romana#
Für Cupitus, Sohn des Secundus, gestorben mit 81 Jahren, und Avetonia Romana, seine Mutter, hat der Sohn Secundus den Grabstein machen lassen.
Die Beschreibung der Fundumstände aus dem Jahr 1727 belegen, dass die Inschrift zu einem Grabbau gehört hat. Auf beiden in Grabenstätt gefundenen Inschriften, die sich in der knappen Aussage ähneln, sind die Männer Söhne eines Secundus und ihre Söhne nach dem Großvater genannt. Es handelt sich offenbar um eine ortsansässige Sippe, vielleicht waren Cupitus und Bellicus sogar Brüder. Eine Verwandte der Avetonia Romana war vielleicht die mit einem Verwalter verheiratete Avetonia Veneria, deren Grabstein in Salzburg gefunden wurde. Auffallend ist, dass in beiden Fällen die Frauen Nomen und Cognomen tragen, also anscheinend römische Bürgerinnen waren, während ihre Männer nur einen Namen angeben.
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