Oberösterreich#
Wie das übrige Gebiet des heutigen Staates Österreich südlich der Donau wurde das Territorium des Bundeslandes Oberösterreich mit Ausnahme des Mühlviertels im Jahr 15 v. Chr. von den römischen Heeren unter Tiberius und Drusus, den Stiefsöhnen des Kaisers Augustus, erobert. Die Machtübernahme vollzog sich in diesem Gebiet offenbar friedlich. In der Mitte des 1. Jhs. n. Chr. kam es zur Einrichtung der Provinz Noricum, die ungefähr das Gebiet des heutigen Österreich östlich von Inn und Ziller und westlich des Wienerwaldes umfaßte und auch Teile Bayerns, Südtirols und Sloweniens einschloß.
Oberösterreich wurde von drei wichtigen römischen Straßen durchquert. Eine West-Ost-Verbindung verlief von Iuvavum (Salzburg) über Ovilavis (Wels) zur Donau, wo sie auf eine zweite West-Ost-Verbindung stieß, die entlang der Donau über Castra Regina (Regensburg), Lauriacum (Lorch), Vindobona (Wien) und Carnuntum weiter nach Osten führte. Die sogenannte „norische Hauptstraße“ nahm in Aquileia den Ausgang und verlief über Virunum (Zollfeld) über den Neumarkter Sattel, den Triebener Tauern und den Pyhrnpaß nach Ovilavis (Wels).
Während in Salzburg und an vier Orten südlich des Alpenhauptkammes im Bereich der römischen Provinz Noricum unter Kaiser Claudius municipia (Städte) eingerichtet wurden, erhielt Ovilavis das Stadtrecht erst unter Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.). Teile des Innviertels und der Attergau gehörten zum Territorium von Iuvavum. Das restliche Oberösterreich südlich der Donau unterstand Ovilavis, bis das Stadtrecht von Lauriacum eine Verschiebung notwendig machte.
Ab der 2. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. wurden zur Sicherung der Nordgrenze des römischen Reiches entlang der Donau mit Kastellen und Truppenlagern eingerichtet. In Lauriacum (Lorch), wo seit dem Ende des 1. Jhs. n. Chr. nur ein kleiner vicus bestand, wurde nach den Markomannenkriegen (um 170 n. Chr.) ein Legionslager und damit in Verbindung eine größere städtische Siedlung gebaut, der unter Kaiser Caracalla (211-217 n. Chr.) das Stadtrecht verliehen wurde. Neben den Städten gab es zahlreiche kleinere Siedlungsformen, vici (Dörfer), Straßenstationen und Gutshöfe. Gutshöfe, die der landwirtschaftlichen Versorgung dienten, waren in besonders großer Anzahl entlang der Salzach und des Inns und im Umkreis von Ovilavis vorhanden. Obwohl es im Zuge der Auseinandersetzungen nach dem Tod Kaiser Neros in den Jahren 68 bis 70 n. Chr. in Oberösterreich militärische Aufmärsche gab, kam es zu keinen Kampfhandlungen. Die Friedenszeit dauerte von der Einrichtung der Provinz bis zu den Jahren um 170 n. Chr., als die Markomannen und Quaden in Noricum einfielen und bis nach Oberitalien vordrangen. Einer kurzen Blütezeit unter den Kaisern aus dem Geschlecht der Severer (193-235 n. Chr.) folgten unruhige Zeiten, in denen mehrmals die Alamannen nach Oberösterreich vordrangen.
Unter Kaiser Diokletian (284-305 n. Chr.) wurde die Provinz Noricum entlang des Alpenhauptkammes geteilt. Der nördliche Abschnitt, der Ufernoricum genannt wurde, erhielt Ovilavis oder Lauriacum als Hauptstadt. Im Zuge von militärischen Operationen zur Sicherung der Grenzen hielten sich im 4. Jh. n. Chr. die Kaiser Constantius (337-361 n. Chr.), Julian Apostata (361-364 n. Chr.), Valentinian I. (364-375 n. Chr.) und Gratian (367/375-383 n. Chr.) in Oberösterreich auf. Im 5. Jh. n. Chr. litt die Bevölkerung unter den Einfällen der Germanen und Hunnen.
Lauriacum wandelte sich im 5. Jh. n. Chr. von einem Legionslager zu einer Zivilstadt, die der einzige bekannte Bischofssitz in Ufernoricum war. Der schon lange andauernde Niedergang wurde durch den verordneten Abzug der Bevölkerung im Jahr 488 n. Chr. besiegelt, der aber, wie Funde zeigen, nicht vollständig durchgeführt wurde.
Peter Danner
Quellen:
- Winkler, G., Die Römer in Oberösterreich, Linz 1975
- Gassner, V. – Jilek, S. – Ladstätter, S., Am Rande des Reiches. Die Römer in Österreich. Österreichische Geschichte 15 v. Chr. – 378 n. Chr., hg. v. H. Wolfram, Wien 2002/03
- Traxler, St., Römische Guts- und Bauernhöfe in Oberösterreich, Passauer Universitätsschriften zur Archäologie 9, Rahden/Westf. 2004
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