Ferlacher Büchsenmacher#
Die Genossenschaft der Büchsenmachermeister in Ferlach reg.Gen.m.b.H. wurde 1872 gegründet; seit 2004 wird sie als Ferlacher Waffen Präzisionstechnik Prod. GmbH & CoKG und der Magnum Waffen und Präzisionstechnik GmbH weitergeführt.
Das Büchsenmacherhandwerk in Ferlach baut seit Generationen auf der Zusammenarbeit von Spezialisten auf: Schäfter gestalten die Holzarbeiten des Gewehrschaftes, Graveure sorgen für die Oberflächengestaltung der Metallteile und Büchsenmacher bringen die verschiedenen Teile in die notwendige Form.
Es gibt aber auch heute noch Manufakturen, in denen Büchsen wie vor 100 Jahren erzeugt werden - aus Nussholz und reinem Eisen werden bis in kleinste Detail handgefertigte Kippbüchsen nach historischen Vorlagen geschäftet, gesägt, gefeilt und geschmiedet.
Der älteste heute in Ferlach ansässige Büchsenmacher und Jagdwaffenerzeugungsbetrieb wurde bereits 1752 urkundlich erwähnt. Die Ferlacher Waffentradition geht auf das 15. Jahrhundert zurück, als sich aus Belgien kommende Büchsenmacher wegen der Eisenerzvorkommnisse um den Hüttenberg in Ferlach ansiedelten. Es entstand eine zuerst reine Militärfertigung unter Maria Theresia: die gesamte Österreich-Ungarische Armee wurde mit Ferlacher Büchsen ausgestattet. Als später die Militärfertigung nach Steyr verlagert wurde und die staatlichen Aufträge zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgingen, begann man sich auf die Fertigung ziviler Jagdwaffen zu spezialisieren.
In den 1960er Jahren begann die Büchsenmachergenossenschaft erstmals ballistische Messläufe bzw. Messgeräte für die Firma AVL in Graz zu fertigen; der weltführende Pistolenhersteller Gaston Glock bestellte ab 1984 alle Pistolenläufe in Ferlach (bei einer Produktion von 1500 Läufen pro Woche entschloss sich Glock schließlich, 1992 in Ferlach eine eigene Niederlassung zu schaffen).
1995 begann die Büchsenmachergenossenschaft mit der Eigenproduktion von Kipplaufgewehren (Bock-Büchsflinte Bergstutzen), 2002 kam der Kipplauf-Pirschstutzen (Modell Royal und Modell Jagd) auf den Markt.
Die Ferlacher Büchsen genießen seit Jahrhunderten internationale Anerkennung: jede Waffe wird nach den Wünschen der AuftraggeberIn nach Maß gefertigt: so besitzen u.a. der spanische König Juan Carlos oder Russlands Präsident Wladimir Putin eine Büchse aus Ferlach und schwärmen von der hohen Präzision der Waffe.
Ab 2003 schuf sich die Genossenschaft der Ferlacher Büchsenmacher ein zweites Standbein: die Lohnfertigung und Präzisionstechnik (u.a. Antriebswellen für Pankl-Systems; Messläufe, Bohrvorrichtungen u.a. für HPI-High Pressure Instrumentation in Graz; Teile für die Medizintechnik)
1878 wurde in Ferlach eine k. u. k. Fachschule für Gewehrindustrie gegründet, die 1963 in eine Höhere Technische Lehranstalt und 2008 in eine "Höhere technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt" (Versuchsanstalt für "Materialprüfung, Waffen- und Sicherheitstechnik") umgewandelt wurde.
In der heute weltweit bekannten und berühmten Büchsenmacher- und Schäfterschule (4jährige Fachschule) werden aus fast allen Erdteilen Büchsenmacher und Büchsenmacherinnen ausgebildet.
2010 wurden die Ferlacher Büchsenmacher in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich (Traditionelle Handwerkstechniken) aufgenommen, wie u.a. die Lesachtaler Brotherstellung oder der Burgenländische Indigo-Handblaudruck.
Quellen#
- Ferlacher Präzision: http://www.ferlacherpraezision.com
- HTL Ferlach
- Werner Bartolot, Büchsenmacher
- Österr. UNESCO Kommission