Baden, Heilquellen#
Die Hauptstadt des gleichnamigen Verwaltungsbezirkes, liegt 26 km südlich von Wien. Die Stadt (Luftkurort und Thermalbad) hat rund 25.200 Einwohner. Der sprechende Ortsname bezeichnet die Erwerbsgrundlage der Stadt: Im römischen Straßenverzeichnis Itinerarium Antonini Augusti um 300 n. Chr. hieß die Siedlung "Aquae", in einer Urkunde von 869 übersetzt "Padun". Das zur Stadterhebung 1480 verliehene Wappen nimmt darauf Bezug. Die 14 Schwefelquellen Badens sind bis zu 36°C warm. Das Wasser, das reich an Mineralstoffen aus 1000 Metern Tiefe an die Oberfläche kommt, wird zur Behandlung chronischer Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates verwendet. Unter der Bühne der Sommerarena führt ein 35 m langer Gang zur Römer- oder Ursprungsquelle. Unter einer Plexiglaskuppel sieht man den Felsspalt, aus dem drei Liter Wasser pro Sekunde austreten. Die Römerquelle speist den Brunnen am Rand des Kurparks, wo man während der Saison (Mai bis Oktober) trinken kann. Die komfortable Römertherme, die größte vollklimatisierte von einer Dachkonstruktion überspannte Therme Europas, entstand aus der historistischen Mineralschwimmschule. Das Thermalstrandbad ist seit 1926 in Betrieb.
Lange Zeit populär war das vom niederösterreichischen Statthalter Christoph von Schallenberg (1561-1597) verfasste Lied "Warum das Wasser zu Baden warm sei". Es schildert in heiterer Mythologie, wie die Fackel des eingeschlafenen Amor den Badner Quell erhitzte, so dass sich an ihm manches kalte Herz entzündete. Soldaten der X. und XIV. römischen Legion legten in Aquae Bäder, eine Zivilstadt und Weingärten an. Bei der Ursprungsquelle fand man Reste des römischen Militärbades und einen Stein der Gesundheitsgöttin Salus. Neuere Ausgrabungen ergaben eine Aufbereitungsanlage für Schwefelschlamm-Behandlungen aus der frühen Neuzeit.
Eine warme Quelle entsprang unter dem Hochaltar der Frauenkapelle. Diese wurde 1260 urkundlich erwähnt und - nach Profanierung 1787 - zwischen 1806 und 1812 abgebrochen. An der Nordseite war das Frauenbad angebaut. Gezielte Kurortpolitik betrieb die Stadt ab 1716, als sie die Ursprungsquelle erwarb. Der Aufschwung begann unter Kaiser Franz II. (I., 1768-1835), der sich seit 1803 alljährlich in seiner Sommerresidenz Baden aufhielt. Die Stadt entwickelte sich zum Nobelkurort, es entstanden zahlreiche Adelspalais, Villen und eine Reihe von Bäderbauten: Engelsbad (Joseph Kornhäusel, 1821/22), Franzensbad (1827), Frauenbad (1820/21, jetzt Austellungszentrum), Johannesbad (Mitte 19. Jahrhundert, jetzt Kreativzentrum), Josefsbad (Mitte 19. Jahrhundert, jetzt Café), Leopoldsbad (1812, jetzt Tourismusinformation). Großen Anteil hatte der Tagestourismus nach der Eröffnung der Südbahn, 1841. Danach entstanden die Mineralschwimmschule (August Sicard v. Sicardsburg und Eduard van der Nüll, 1847/48, integriert in die Römertherme) und das Theresienbad (1885/86).
Siehe auch:
Wunderquellen in Niederösterreich nach Helga Maria Wolf: Katalog zur Ausstellung "Mythos Wasser", ehem. NÖ Museum für Volkskultur, Groß-Schweinbarth, 2009
Heilige Quellen in Österreich von Siegrid Hirsch und Wolf Ruzicka, 2008