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Die Vier im Jeep#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Besatzung in Wien, 1955
Besatzung: "Die Vier im Jeep" Patrouille der vier Alliierten in Wien. Foto, September 1945
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Im "Abkommen über die Alliierte Kontrolle" vom 4. Juli 1945 und im "Abkommen der Alliierten über die Besatzungszonen" vom 9. Juli 1945 wurden die Besatzungszonen in Österreich und die gemeinsame Verwaltung der Stadt Wien festgelegt. Höchste Entscheidungsbefugnis im Land hatte der "Alliierte Rat", gebildet aus den Oberbefehlshabern der vier Besatzungsmächte.

Die 4 Besatzungszonen:

  • US-amerikanische Zone: Oberösterreich südlich der Donau und westlich der Enns, Salzburg, steirisches Salzkammergut
  • Britische Zone: Kärnten, Osttirol, Steiermark mit Ausnahme des steirischen Salzkammerguts
  • Französische Zone: Nordtirol, Vorarlberg
  • Sowjetische Zone: Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich nördlich der Donau (Mühlviertel) und östlich der Enns; Oberkommando in Baden bei Wien


Um die Demarkationslinien zwischen den Besatzungszonen zu überschreiten, benötigte man einen von den Alliierten ausgestellten Identitätsausweis, der in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch) ausgefertigt war.


Der alliierte Rat hatte höchste Entscheidungsbefugnis inne und trat monatlich zusammen. Die Kommandantur in Wien wurde während des Kalten Krieges weltweit der einzige sichtbare Ausdruck der Zusammenarbeit der Großmächte.


Wien wurde in den Grenzen von 1937 in einen US-amerikanischen, einen britischen, einen französischen und einen sowjetischen Sektor eingeteilt; den ersten Bezirk unterstellte man mit monatlich wechselndem Vorsitz allen vier Alliierten gleichermaßen (Viermächteverwaltung).

  • US-amerikanischer Sektor: 7., 8., 9., 17., 18., 19. Bezirk
  • britischer Sektor: 3., 5., 11. (ohne Albern), 12., 13. Bezirk
  • französischer Sektor: 6., 14., 15., 16. Bezirk
  • sowjetischer Sektor: 2. (mit Albern), 4., 10., 20., 21., 22. Bezirk


Die "Internationale Patrouille", bestehend aus je einem Militärpolizisten jeder Besatzungsmacht, nahm am 5. August 1945 ihren Dienstbetrieb auf und bestand zunächst aus drei Soldaten. Am 27. September 1945 kam der Franzose als vierter Mann dazu ("Vier im Jeep").

Die Zuständigkeit der IP erstreckte sich auf das gesamte Wiener Stadtgebiet (vier Zonen und Internationale Zone) und umfasste die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit für die Zivilbevölkerung und die Angehörigen aller alliierten Armeen.



Am 27. Juli 1955 trat, nachdem er von allen fünf Staaten - Österreich, USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich - ratifiziert wurde, der österreichische Staatsvertrag (Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich, gegeben zu Wien am 15. Mai 1955) in Kraft. Am selben Tag beschloss der Alliierte Rat seine eigene Auflösung und damit endete die vierfache alliierte Aufsicht über Österreich; die Besatzungstruppen hatten binnen 90 Tagen Österreich zu verlassen.

Die Existenz der Internationalen Patrouille endete am 14. September 1955.
(Die "Vier im Jeep" hatten ihre Patrouillenfahrten durch Wien bereits im Juli 1955 eingestellt.)



Nicht nur die administrativen (etwa die Zensurmaßnahmen) und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten (die Besatzungskosten betrugen anfänglich 35% des Staatshaushaltes), sondern auch die menschlichen Probleme mit der Besatzung machten den Wienern, die seit den Tagen Napoleons keine fremde Besatzung mehr erlebt hatten, zu schaffen.

Trotz aller unbestrittenen Belastungen: Es tat sich in der Zeit der "großen Vier" für viele eine völlig neue Welt auf:

Aus Amerika kamen nicht nur Care-Pakete und Silver-Hake-Fischkonserven, sondern auch Long Drinks und "Ami"-Zigaretten (eine Zeitlang als "Ersatzwährung" ohne Konkurrenz), Jazz und Nylonhemden, Porgy and Bess; die Engländer brachten Hochkultur: "British Council" und Henry Moore; die Franzosen Cocteau und alle Spielarten des Surrealismus, Mode.

Quellen#

  • AEIOU
  • C. Brandstätter, G. Treffer, et al.: Stadtchronik Wien, 1986
  • Die Vier im Jeep



--> Gegenseitige Kontrolle: Die Vier im Jeep (AEIOU Video Album)
--> Alliierter Rat (AEIOU Video Album)


Redaktion: S. Erkinger-Kovanda, I. Schinnerl


Eine Sonderstellung nimmt die russische Besatzungszone ein: Aufgrund des rassenideologisch geführten Vernichtungskrieges der Deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion hatte die Bevölkerung im Sinne einer Revanche teilweise kaum zu ertragende Repressalien zu erdulden, wovon besonders die Frauen(Regelmäßige Vergewaltigungen, etc.) betroffen waren.

Der im wesentlichen von Julius Raab zustande gebrachte Staatsvertrag, hatte daher für diese Zone eine ganz besondere Bedeutung, weil erst nach dem Abzug der Sowjets mit dem Wiederaufbau begonnen werden konnte, der in den übrigen Zonen mit beträchtlicher Unterstützung durch die USA (Marshall-Plan etc.) schon weit fortgeschritten war.

-- Glaubauf Karl, Donnerstag, 6. Oktober 2011, 12:31