Das Eibenwäldchen am Johannesberg von Traunkirchen#
Der größte geschlossene Eibenbestand Österreichs
Gegenüber der Pfarrkirche von Traunkirchen liegt der Johannesberg, ein in den See vorgeschobener, mit Eiben und Buchen dicht bewachsener Felsriegel. Mehrere Wanderwege führen zur Kapelle hinauf, über deren Portal wir lesen: „Einst ein Schlupfwinkel heidnischer Seeräuber, jetzt dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht." Ein Götzentempel soll auf dem Odinstein, wie der Johannesberg früher hieß, gestanden sein, und 1979 entdeckten Archäologen bei Ausgrabungen Brandreste aus der Urnenfelderzeit (1250 bis 750 v. Chr.). die auf einen Opferplatz hinweisen.
In der Vorhalle zur Kapelle ist ein seltsamer Steinkopf zu sehen. Er war bis 1926 an der nördlichen Außenseite „sieben Schuh" über dem Erdboden eingemauert. Diese beachtliche Höhe soll die Größe der Menschen in der Urzeit angedeutet haben. Eine Tafel weist derzeit darauf hin, daß es sich aber um einen Kopf aus der Römerzeit handelt.
Wann die Kapelle tatsächlich erbaut wurde, ist unbekannt. Urkundlich wird sie 1356 erstmals erwähnt. Die Jesuiten haben sie 1651 vergrößert.
So man alten Berichten Glauben schenken darf, gab es in Österreich an mehreren Stellen reine Eibenwaldbestände, wenngleich sie nie so dicht wie Tannen- und Fichtenwälder waren. Heute sind geschlossene Eibenwälder - mit Ausnahme von Traunkirchen - überall verschwunden, und dieses Nadelgeholz findet sich außer in Gartenanlagen nur noch in einzelnen Exemplaren in den Wäldern.
Eibenholz ist außerordentlich zäh, elastisch und hart, läßt sich aber dennoch gut bearbeiten. So fanden sich in den ältesten Pfahlbauten Europas Bogen. Messer und Kämme aus Eibenholz. Besonders begehrt war es zur Herstellung von Bögen für Armbrüste. - So heißt die Armbrust in Oberschwaben zum Beispiel heutzutage noch „Eibe". Und ebenfalls heute noch werden die im Salzkammergut so beliebten Seitelpfeifen gerne aus Eibenholz gefertigt.
Wahrscheinlich war die große Nachfrage im Mittelalter eine der Ursachen, weshalb die Eibe fast ausgestorben ist. Im Bereich des Stiftes St. Lambrecht in der Steiermark etwa gab es so große Eibenbestände, daß die Mönche große Mengen davon an die Fugger nach Augsburg verkaufen konnten, die es als Bogenholz zur Anfertigung von Armbrüsten nach England weiterhandelten.
Nadeln, Holz, Rinde und Samen der Eibe sind giftig, das rote Fruchtfleisch der Beeren hingegen kann gegessen werden. Vor zwei Jahrhunderten wurde in Zürich die Entfernung aller Eiben an den Straßen angeordnet, weil die Pferde davon naschten und eingingen. Schon antike Schriftsteller berichteten, daß die im Schatten von Eiben Ruhenden erkranken könnten, und Cäsar schrieb, daß der Herrscher des keltischen Stammes der Eburoren mit Eibengift Selbstmord begangen habe. Bei ihnen war die Eibe jedoch ein heiliger und zauberabwehrender Baum, daher auch ein bis heute gültiger alter Volksspruch: „Bei den Eiben kann kein Zauber bleiben!"
Quellen#
- Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.