Ernstbrunn,"Wunderquelle" #
(Verwaltungsbezirk Korneuburg)Gegenwart
Das Marktwappen nimmt auf die Quelle Bezug. In der Wallfahrts-Gedächtniskapelle (1837) befindet sich eine Pietá über der Brunnenschale aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Eine Kopie ersetzt das als wundertätig verehrte Mariahilfbild, das nach der Aufhebung 1783 in die Ernstbrunner Pfarrkirche kam. Nach der Renovierung erfolgte 2008 die feierliche Segnung der Kapelle.
Geschichte
Möglicherweise verdankt Ernstbrunn einem Bad seinen Namen. Die Quelle entspringt in einem Tal, einen halben Kilometer südlich des Marktes am Weg nach Simonsfeld (heute Bründlgasse). Die erste urkundliche Erwähung des für Kuren verwendeten Wassers erfolgte 1432. Anfangs badeten Männer und Frauen gemeinsam. Ab 1703 leitete man das Wasser in getrennte Badehütten. Es sollte bei Augenleiden ebenso wie bei Fieber und anderen Erkrankungen helfen, man nahm es auch zum Trinken mit. Neben dem Brunnen stand eine hölzerne Kreuzsäule mit Votivgaben und -bildern. 1701 ließ der Marktarzt Hans Hartmann nach seiner eigenen Heilung die Quelle neu fassen, eine gemauerte Säule und im folgenden Jahr eine Holzkapelle mit einem Mariahilfbild errichten. 1710 begann der Bau einer doppeltürmigen Kirche, in die das Bild 1715 übertragen wurde. Das Brünnl lag nun im Inneren der Kirche. Sie besaß eine Schatzkammer für die zahlreichen Votivgaben. An Wallfahrtstagen wurden fünf und mehr Messen gefeiert - und Andachtsbilder (Mariahilf mit Gebet) verkauft. Die Mirakelbücher (1701-1750 und 1781-1783 berichten von hunderten Gebetserhörungen. Um 1760 gab es jährlich 33 Prozessionen, zur 50 Jahr Feier (1. bis 14. August 1774) zählte man 50.000 Kommunikanten. 1772 erhielt die Wallfahrtskirche zwei Ablässe. Ein Priester und zwei Eremiten wohnten dort. 1783 erging der Befehl Kaiser Josefs II. zur Schließung der Wallfahrtskirche. 40 Jahre später wurde die Kirche abgetragen und das Material für Häuser in der Umgebung verwendet. 1832 baute man über der Quelle ein Schutzdach, fünf Jahre später eine kleine Kapelle. Bis zum Zweiten Weltkrieg kamen Wallfahrer aus Niederösterreich, Wien, Tschechien und Ungarn.
Siehe auch:
Wunderquellen in Niederösterreich nach Helga Maria Wolf: Katalog zur Ausstellung "Mythos Wasser", ehem. NÖ Museum für Volkskultur, Groß-Schweinbarth, 2009
Heilige Quellen in Österreich von Siegrid Hirsch und Wolf Ruzicka, 2008