Fanny vom Galgenberg#
Die Statuette vom Galgenberg bei Stratzing / Krems-Rehberg (auch als "Venus vom Galgenberg" oder "Fanny von Stratzing" bekannt) weist - mit einem gesicherten Alter von 32.000 Jahren mehrere Superlative auf: Sie zählt zu den ersten, spärlich vorhandenen Plastiken des sog. Aurignacien, ist weltweit die älteste aus Stein gefertigte und die erste, die eine Frau darstellt.
Die 7,2 cm große Reliefplastik wurde aus einer knapp 7 Millimeter starken Platte eines längsgefaserten Amphibolitschiefers geschnitzt. Das Objekt wurde aus acht Teilen zusammengesetzt und ist vom Umriss her als vollständig zu bezeichnen. Es stellt eine aufrecht stehende Gestalt dar, deren spitzoval getrennte Beinen ohne ausgebildete Standfläche im Fußbereich geschlossen sind, wobei das linke Bein durchgestreckt und das rechte leicht angewinkelt ist. Die gerundeten Hüften setzen sich mit einem schmäler werdenden Oberkörper fort. Der rechte Arm, der ebenfalls durch ein Spitzoval vom Körper getrennt ist und am Oberschenkel wieder anliegt, scheint einen stabförmigen Gegenstand entlang zu halten. Die zwei Fortsätze an der linken Körperseite können als erhobener Arm und als linke Brust in Seitenansicht gedeutet werden. Der Kopf ist leicht zur rechten Seite geneigt. Die dynamische Bewegung der Figur erinnerte die Ausgräber an einer Tänzerin, daher auch ihr Spitzname "Fanny" nach der berühmten österreichischen Künstlerin Fanny Elßler (1810-1884).
Seit 1985 fanden auf dem Galgenberg bei Krems im Zusammenhang mit dem Bau eines Wasserbehälters Rettungsgrabungen des Bundesdenkmalamtes statt. Das Archäologenteam um Univ. Doz. Dr. Christine Neugebauer-Maresch untersuchte rund 1.100 m3 und entdeckte u.a. 13 Feuerstellen. Die reichlich vorhandene Holzkohle ermöglichte absolute Datierungen mittels der Radiokarbonmethode, die ein Alter der Funde von 30 - 32.000 Jahren ergaben (Im Aurignacien, dem älteren Jungpaläolithikum, in der Zeit der beginnenden Würm II - Kaltzeit). 1988 tauchten überraschend an der Basis der Kulturschichte Amphibolitschieferstücke mit Schnitzspuren auf, die sich Schritt für Schritt zu einer menschlichen Figur zusammensetzen ließen. Da Rohmaterial, Steinwerkzeuge und Schnitzabfall vorhanden war, dürfte das Objekt hier gefertigt worden sein. Das Original befindet sich im Naturhistorischen Museum, Wien. Die Marktgemeinde Stratzing erhielt eine Kopie und legte rund um die Fundstelle den "Erlebnispark Steinzeitwelt Stratzing" an, wo Schautafeln über das Leben in der Steinzeit informieren.
Quellen#
- Christine Neugebauer-Maresch: Die Statuette vom Galgenberg bei Stratzing, in: H. Kühnel u. F. Schönfellner (Hg.): Tausend Jahre Krems. Ein Jubiläumsbuch, Wien 1995, 83 ff.
- Eiszeitwanderweg