Fiaker#
Eine zweispännige Lohnkutsche heißt in Wien Fiaker. Der Name wurde aus Paris übernommen, wo sich an der Rue de Saint Fiacre (1662) der älteste Standplatz befand. In Wien fuhren um 1670 die ersten dieser Fuhrwerke. Ab dem 18. Jahrhundert mussten sie Nummerntafeln haben, sich an bestimmte Standplätze, Tarife und Fahrvorschriften halten. Die Ausübung des Gewerbes war an eine Lizenz gebunden. Die Kutscher galten als "Original" und "Wiener Type", die Künstlern und Karikaturisten Stoff boten. Im März 2011 erfolgte eine Änderung des Wiener Fiaker- und Pferdemietwagengesetzes vor. § 13 geht auf das "überkommene Traditionsbild der Fiakerkutsche" ein. Diesem entsprechen nur "die Fahrzeugtypen des Glaslandauers, des Lederlandauers, des Vis-a-vis-Wagens, der Victoria-Kutsche und des Coupés. Jede Form von Werbung im Fiakerfahrdienst ist unzulässig und widerspricht dem Traditionsbild des Fiakergewerbes."
Der Fiakerball wurde bis 1913 jeweils am Aschermittwoch gefeiert und erfreute sich - ähnlich wie die Wäschermädelbälle - auch bei Angehörigen der gehobenen Gesellschaftsschichten großen Interesses. 1937 schuf Josef Engelhart (1894-1941) das Fiakerdenkmal für den Fiakerplatz in Erdberg. Im ehemaligen Genossenschaftshaus (Wien 17, Veronikagasse 12) ist dem Berufsstand ein Museum gewidmet. Das Fiakerlied von Gustav Pick (1832-1921) wurde anlässlich eines Praterfestes 1885 von Alexander Girardi (1850-1918) erstmals gesungen und fand viele bekannte Interpreten.
Ende Mai ist Sankt Leonhard am Walde (Niederösterreich) Ziel der Wiener Fiakerwallfahrt, die von Vertretern der Gemeinde und der Dorfmusik begrüßt wird. An die Messe schließt sich ein gemütliches Beisammensein, ehe man in die Wachau weiterfährt. Bis zur Jahrhundertwende kamen die Fiaker am Vorabend mit einem Schiff, auf dem Ross und Wagen aufgeladen waren bis Pöchlarn und kutschierten von dort mit ihren "Zeugln" zur Kirche.
Quellen#
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 2/S. 294
- Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 92
Siehe auch: