Gosauer Holzuhren und Geheimprotestantismus#
Nicht nur auf den ersten Blick verbindet ein Geheimnis beide miteinander...
Im 18. Jahrhundert wurde so ein Kerl aus der Gosau Gosau, Steiermark , dem hintersten und abgeschlossensten Winkel des Salzkammerguts, durch seine Holzuhren weitum berühmt. Nur aus Holzteilen gefertigt nannte man sie wegen des lauten Geräusches ihres Ganges liebevoll auch „Holzknechtwecker".
Schier unglaubliche Meisterwerke fertigte Michl Laserer, 1724 in Gosau geboren, ausschließlich aus Holz an. Für die Zahnräder verwendete er nur Birnenholz, das edelste heimische Hartholz, das, jahrelang gelagert und getrocknet, auch zur richtigen Jahreszeit geschlägert werden musste. Nach langem Experimentieren fand er auch heraus, dass das Einlegen der Räder in heißes Leinöl ihre Qualität erhöhte. Für die weniger beanspruchten Teile waren Hainbuche, Platane und Ahorn seine bevorzugten Holzarten.
Einzig und allein die Radachsen bestanden aus Eisenstiften, sonst waren alle Teile aus Holz - den einzigen Rohstoff, den die Gosauer Natur kostenlos lieferte.
Die ersten Uhren waren nur mit einem Stundenzeiger ausgestattet, hatten kein Pendel, dafür aber eine radförmige, sich hin und her bewegende Unruhe die zur reibungslosen Drehung an einem feinen Faden hing. Sie gab einen Laut von sich, als würde jemand in der Ferne Holz hacken - daher der Name „Holzknechtwecker".
Schließlich verließen jährlich an die dreißig Uhren die Werkstätte Meister Laserers, der längst auch schon mehrere Gehilfen beschäftigte.
Wie aber kam der Sohn eines einfachen Zimmermanns, der im nahen Salzbergwerk zu Hallstatt sein karges Brot verdiente, dazu, so komplizierte Geräte zu bauen? Nun, das ging nicht von heute auf morgen; Michl hatte Jahrelang experimentiert, bis es soweit war. Aber die Grundlage seines Wissens hatte er sich in der freien Reichsstadt Nürnberg geholt - und daran war der Geheimprotestantismus in der Gosau maßgebend beteiligt.
Nahezu das gesamte Oberösterreichische Salzkammmergut, so auch die Gosau, war in der Reformationszeit protestantisch geworden. Die Kräfte der Gegenreformation benötigten einige Jahrzehnte, um sich zu sammeln, dann jedoch begann der Druck der streng katholischen Habsburger mit aller Wucht wirksam zu werden. Noch am 25. Oktober 1601 hatten alle Salzorte feierlich gelobt, ihren neuen Glauben bis aufs Letzte zu verteidigen. Tagelang hielten im Februar 1602 einige hundert Gosauer am Paß Gschütt in ihren Feldverhauen einer Übermacht von rund tausend Söldnern des Hauptmanns Grübel aus Werfen stand, bis die Nachricht kam, dass Ischl - sozusagen im Rücken der Gosauer - in die Hände der Gegenreformatoren gefallen sei. So streckten auch sie die Waffen. Zwei ihrer Anführer wurden gehenkt, die anderen mussten lediglich ihrem Glauben öffentlich abschwören, waren die Gosauer doch als Salzarbeiter und Holzknechte unentbehrlich. Eine andere Möglichkeit wäre noch die Auswanderung nach Siebenbürgen gewesen. Die meisten Gosauer blieben ihrer Heimat treu, ihren evangelischen Glauben behielten sie aber im versteckten weiter.
Dazu war aber die Heilige Schrift in der Übersetzung Martin Luthers unentbehrlich, denn deren mündliche Überlieferung allein reichte nicht. Es wurden Luther-Bibeln aus dem Norden, vor allem aus dem Raum Nürnberg, ins Land geschmuggelt, und anlässlich einer Schmuggelfahrt kam auch der junge Michael Laserer 1740 nach Nürnberg, wo er faszinierende, aus Holz gefertigte Uhren - große für Kirchtürme und kleine für den Hausgebrauch - kennenlernte...
Die steirischen Ramsauer fanden sich zu heimlichen Bibellesungen in der Scheune des Moarhofer-Bauern zusammen; die Gosauer hatten es nicht so einfach: Sie mussten einen zweistündigen Fußweg auf sich nehmen und trafen einander in der geräumigen Höhle der Seekarkirche in der Nähe der Plankenstein-Alm, die benachbarten Goiserer aber in der "Kalkmooskirche" auf dem Hochkalmberg.
Wandervorschlag#
Wer im herrlichen Hochgebirgstal von Gosau weilt, möchte wohl unbedingt den im Hintergrund aufragenden, beeindruckenden Gosaukamm mit seinen Zacken und Türmen näher kennenlernen. Wir empfehlen dazu eine Begehung des „STEIGLWEGES" vom Vorderen Gosausee zum Steiglpaß.
Bei der Klause am Vorderen Gosausee finden wir das Hinweisschild „Steiglpaß" und die Markierung Nr. 612. Vorerst geht es durch Hochwald steil bergauf, dann mäßig ansteigend zur Scharwandhütte (1.348m, nicht bewirtschaftet). Später gelangen wir zur Oberen Scharwand-Alm mit der Bergsteiger-Gedenkstätte. In der Kapelle sind 56 tödlich verunglückte Bergsteiger verewigt, beginnend mit dem berühmten Paul Preuß, der 1913 am Mandlkogel abstürzte. Allmählich wird das Gelände schrofig, aber der Pfad ist ständig unschwer begehbar. Wir wandern ein kurzes Stück abwärts zur Eisgrube und schließlich auf den Steiglpaß (2.012 m) hinauf, den wir nach 3 1/2 bis 4 Std. erreichen, und genießen Ausblicke über die Hofpürgelhütte hinweg zur Hochalmspitze und zum Ankogel (Kompaß WK Nr. 20).
Quellen#
- Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.