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Die Gradieranlage von Altaussee Seevilla, Altaussee #

Einen kurioseren "Inhalationsapparat" kann man sich nicht vorstellen

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Tannenreisig
Es duftet herrlich aromatisch, wenn die Salzsole über das Tannenreisig rieselt.
© Willi Senft

Gradieranlage
Die ansprechenden Bauten der Gradieranlage in Altaussee.
© Willi Senft

"Gradieren" bedeutet in der Bergmannssprache: eine Salzlösung verstärken, "gnädiger" machen.

Alte Gradieranlagen im Salzbergbaubetrieb waren mächtige, bis zu zwanzig Meter hohe und dreißig Meter lange Holzwände, zu deren Seiten dichte Bündel von Weißdorngestrüpp hingen. Über diese millionenfache Verästelung wurde mindergrädige Salzsole geleitet und dabei in unzählige feinste Tröpfchen verteilt. Die durchstreichende Luft bewirkte ein Verdunsten des Wassers, und die unten ankommende Sole hatte sich dadurch konzentriert, sie war "grädiger" geworden.

Diese Vorrichtungen wurden von altersher in jenen Salinen betrieben, die Salzquellen mit geringem Salzgehalt aufweisen, um sie durch natürliche Verdunstung "sudwürdig" zu machen. Dabei ging es vor allem um den Holzbedarf beim Eindampfen. So benötigte man zur Salzausfällung bei hochkonzentrierter Sole bereits einen Festmeter Holz für eine Tonne Salz; bei schwachgrädigen Solequellen konnte der Holzbedarf bis auf das Dreifache steigen.

Schon seit langem hatte man entdeckt, daß sich im Bereich dieser "Rieselwände" ein eigenes Klima entwickelt, das bei Leiden der Atemwege wahre Wunder bewirkt. Es entsteht hier ein Aerosol mit feinsten Salzkernen, die tief in die Bronchien eindringen. Die Gradieranlage liegt wenige hundert Meter vom Hotel Seevilla Richtung Orszentrum entfernt, links neben der schmalen Straße und wurde 2011 zur Gänze renoviert.

Altausseer See
Blick zum Dachstein vom "Weg rund um den Altausseer See".
© Willi Senft

In der Allausseer Gradieranlage rieselt die Salzsole über Tannenreisig. Sie nimmt dabei auch aromatische Harze und ätherische Öle auf, so daß ein einmaliges Kleinklima entsteht. Tatsächlich herrschen in dem zwölfeckigen neuen und dem daneben liegenden älteren Pavillon ein herrlicher Duft und eine sehr angenehme Atmosphäre, die durch das gleichmäßige Geräusch des tropfenden Wassers drinnen und das beruhigende Vogelgezwitscher draußen noch verstärkt wird. Man spricht hier automatisch leise, ja es herrscht ein richtiges "Meditationsklima". Hübsch anzusehen sind auch die weißen, dick mit Salz überkrusteten Zweige - als wären sie von Rauhreif überzogen.

Daneben befindet sich die Kneipp-Anlage mit einem Wasserbecken, und dort ist auch der deftige Spruch von Pfarrer Kneipp zu lesen: „Saufa wolle sie alle, aber sterba will koiner!"

Wandervorschlag#

Wenige Schritte von der Gradieranlage entfernt, gelangt man zur Seeklause, und hier beginnt die vielleicht schönste Wanderung des Ausseerlandes, nämlich die UMRUNDUNG DES ALTAUSSEER SEES: Siebeneinhalb Kilometer ist dieser Spaziergang lang; er weist kaum Steigungen auf. Das eine Mal haben wir die Trisselwand im Blickfeld, dann den Dachstein mit dem gleißenden Hallstätter Gletscher und schließlich die Felskrone des Losers. Immer wieder erfreuen uns der helle Kiesstrand und die Farbschattierungen des Wassers von Hellgrün bis Grünschwarz. Zwei Raststationen entlang des Weges laden zu Rast und Labung unterwegs ein. Der Blick von Ende des Sees über den Altausseersee zum Dachstein gehört (Bild links) gehört zu den schönsten im Salzkammergut.

Quellen#

  • Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.


Redaktion: Hilde und Willi Senft