Schloßberg in Graz (Steiermark)#
In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts wurde am Südsporn des Berges ein kleines Kastell errichtet, Bernhard von Stübing erbaute um 1125/30 am nördlichen Teil des Berges eine Herrschaftsburg.
1164 wird die 'Feste' als "castrum Graece" und 1354 als "Haws Grecz" bezeichnet; die Bezeichnung "Schloßberg" ist seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich.An den Befestigungen wurde ständig gebaut, um sie am modernsten Stand zu erhalten, unter dem Druck der Türkengefahr erfolgte zwischen 1544 und 1588 eine gänzliche Neubefestigung: unter der Leitung der italienischen Festungsbaumeister Domenico dell’Allio, Pietro Ferrabosco und Francesco Theobaldi entstand eine der stärksten Festungen Innerösterreichs.
Der Schloßberg konnte im Laufe der Geschichte allen feindlichen Angriffen standhalten, bzw. zogen türkische Scharen sowohl 1480 als auch 1532 an Graz vorbei, ohne einen Angriff oder eine Belagerung zu wagen.
1809 wurde Graz von den Franzosen belagert; im Frieden von Schönbrunn wurde der Schloßberg zur Schleifung bestimmt.
Durch eine hohe Zahlung der Grazer Bürgerschaft konnten die Stall-, Fernberger- und Bürgerbastei, die Thomaskapelle sowie der Uhr- und Glockenturm gerettet und erhalten werden.
Die kaiserliche Hofkanzlei verkaufte den Schloßberg 1818 an die steirischen Stände, bis 1839 wurden einzelne Parzellen an Grazer Bürger veräußert.
Feldzeugmeister Ludwig Freiherr von Welden, der in Graz als Divisionär stationiert war, regte die Bepflanzung des Berges sowie dessen Erschließung durch ein Wegenetz an. Ab 1869 bemühte sich ein Stadtverschönerungsverein um den Schloßberg, zwischen 1887 und 1892 wurde der Großteil des Areals der Stadtgemeinde Graz übergeben.
1893/94 wurde die Schloßbergbahn (Standseilbahn) errichtet, russische Kriegsgefangene bauten zwischen 1914 und 1918 den Felsensteig (Kriegssteig). Im Zweiten Weltkrieg errichtete man im Inneren des Berges ein 6,3 km langes Stollensystem zum Schutz der Zivilbevölkerung.
Im einstigen Stollensystem befindet sich heute neben der beliebten Märchengrottenbahn auch ein gläserner Lift und der "Dom im Berg", eine Veranstaltungs- und Ausstellungshalle mitten im Felsen.
Die Reste der ehemaligen Festungskeller werden als Kasematten bezeichnet; über ihnen stand bis 1577 der alte Palas. Ab 1927 wurde die malerische Anlage unter Einbeziehung des ehemaligen Halsgrabens als Freilufttheater genutzt.
Der 28 m hohe Uhrturm (13. Jahrhundert, 1559-69 in die heutige Form gebracht) ist das Wahrzeichen von Graz: vier riesige Ziffernblätter mit einem Durchmesser von 5,4 m ermöglichen es auch von weit her die Zeit abzulesen.
Der (Renaissance-)Glockenturm von 1588 (Turm der romanischen Thomaskapelle) trägt die größte Glocke des Landes Steiermark, die 1587 von Mert Hilger gegossene "Türkenglocke" oder "Lisl". Das unterste Geschoß diente einst als Gefängnis und wurde wegen seiner Form von der Bevölkerung als Bassgeige bezeichnet.
Neben dem Glockenturm wurden 1972 die Fundamente der St. Thomas Kirche freigelegt. Diese romanische Rundkirche wurde bereits 1271 erstmals genannt, aber 1810 abgebrochen.
Unterhalb der Kanonenbastei liegt der 94 m tiefe Türkenbrunnen. Auch mit Hilfe türkischer Kriegsgefangener in den Jahren 1554 bis 1558 gegraben, reicht er bis zum Grundwasserspiegel der Mur hinab und wurde mittels Kettenzuges nur in Kriegszeiten verwendet.
Das "Starcke-Häuschen" inmitten eines Weingartens stammt aus der Romantik um 1820 - es entstand aus den Ruinen des 1809 zerstörten ursprünglichen Pulverturms und diente einst dem Dresdner Hofschauspieler Gustav Starcke als Sommerhäuschen; heute befindet sich darin ein Restaurant.
Im "Cerrini-Schlössl" (1820) befinden sich Künstlerwohnungen und die Wohnung des "Grazer Stadtschreibers".
Der Bronzelöwe des Major-Hackher-Denkmals (1940 wurde er als "freiwillige Metallspende" der Stadt Graz eingeschmolzen und 1965/66 durch eine Nachschöpfung von Wilhelm Gösser ersetzt) erinnert an die vergebliche Belagerung des Schloßbergs durch die Franzosen 1809.
- Graz - Schloßberg - Uhrturm (Panoramalexikon)
- Viele Bilder und Geschichten zu Graz
Quellen#
Redaktion: I. Schinnerl