Herbergsuche#
Das Thema des Herbergsuchens zählt seit dem 16. Jahrhundert zu den „verehrungwürdigen Lebensstationen“ Jesu. Es findet sich im Catechismus Romanus, dessen Verbreitung den Jesuiten oblag. In den Exerzitien ihres Ordensgründers Ignatius werden biblische Texte durch Einbeziehung in die eigene Lebenswelt vergegenwärtigt. Die Betrachtung soll zu einer Verhaltensänderung führen. Beim Herbergsuchen lag das Interesse auf der Barmherzigkeit, die Maria und Josef verwehrt blieb.
Der Brauch findet an den neun Abenden vor Weihnachten in Erinnerung an die neun Schwangerschaftsmonate statt. Es beruht auf der nicht-biblischen Szene, bei der ein hartherziger Wirt Josef und Maria den Einlass verweigerte. Der Brauch besteht darin, ein Marienbild oder eine -Statue jeden Abend zu einer anderen Familie zu bringen, wo man sich zum (Rosenkranz-) gebet versammelt. Das Bild kehrt in der Christnacht in die Kirche zurück oder bleibt bis zum Ende der Weihnachtszeit in der Familie, die es zuletzt bekommen hat.
Jesuiten- und Franziskanerorden ließen Tafeln malen, die „die heiligen Leut in der Umfuhr“ zeigten. Die Bilder wurden mit feststehenden Sprüchen feierlich begrüßt. Die Familien gestalteten eine Art Hausaltar und hielten eine Andacht, der ein geselliges Beisammensein folgte Dass bei den Besuchen manchmal gut gegessen, viel getrunken und getanzt wurde, widersprach den kirchlichen Vorschriften und führte zeitweise zu Verboten.
In der Barockzeit entwickelte sich ein beachtlicher Kult um die „Herbergsuche in Bethlehem“, forciert durch neue Gebetbücher, Lieder und Flugblätter. Weiteren Aufschwung erlebte der Brauch nach der Dogmenverkündigung der Erbsündefreiheit Mariens 1854 (Mariae Empfängnis). Um 1900 kam ein starker Impuls aus dem Münchener Servitinnenkloster. Zwischen 1892 und 1914 erschien der populäre Text „Geistlicher Krippenbau“ in zahlreichen Auflagen.
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