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Hochschwab#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Hochschwab-Südwand, © Fritz Bayerl
Hochschwab-Südwand
© Fritz Bayerl
Türndl, Schönbergkar, © Fritz Bayerl
Türndl, Schönbergkar
© Fritz Bayerl
Gschirrmauer - Festelbeilstein, © Fritz Bayerl
Gschirrmauer - Festelbeilstein
© Fritz Bayerl


30 km langer, zirka 400 km² großer west-östlich gestreckter Gebirgsstock der Steirischen Kalkalpen, südlich des Salzatals, Obersteiermark, reicht vom Tal des Erzbachs bis zum Aflenzer Seeberg; früher auch volkstümlich "Schwab". Auf der ausgedehnten verkarsteten Hochfläche im Hochschwab 2277 m, im Ebenstein 2123 m und im Großen Griesstein 2023 m hoch; läuft nach Nordosten in die Aflenzer (Severinkogel, 2038 m) und Zeller (Zinken, 1619 m) Staritzen aus. Gemsenreiches Hochgebirge mit eindrucksvollen Steilwänden ("Mauern") und reizvollen kleinen Bergseen: Sackwiesen-, Brunnsee, Grüner See und Pfarrerlacke, am Westfuß der Leopoldsteiner See. Reich an Höhlen: Frauenmauer-Langstein-Höhlensystem, Pfaffing-Tropfsteinhöhle, Langstein-Eishöhle und andere. Mannigfaltige Alpenflora (Almrausch, Speik, Aurikel). Im Hochschwabgebiet liegen die Quellen der 2. Wiener Hochquellenleitung. Hauptorte: Tragöß, Aflenz Kurort, Seewiesen, Weichselboden, Wildalpen und Eisenerz. Beliebtes Wander- und Klettergebiet. Stützpunkte: Sonnschienhütte (1523 m), Voitsthalerhütte (1654 m), Schiestlhaus (2153 m), Häuslalm (1526 m), Bürgeralm-Naturfreundehaus (Lifte).

Das Gebiet des Hochschwab, dessen Namen sich die sechs Gemeinden als Regionsnamen ausgesucht haben, hat schon frühzeitig eine kartographische Darstellung durch Kartenskizzen erhalten, die der Augustiner Johannes Clobucciarich um das Jahr 1600 als Vorbereitung für eine Karte von Innerösterreich verfasste. Ihm verdanken wir die älteste Abbildung des Hochschwabgipfels. Clobucciarich hat sich selbst nicht auf die höchsten Gipfel des Hochschwabmassivs gewagt, aber auf seinem Ritt durch das Salzatal hat er in Begleitung von Einheimischen gewissenhaft nach den Bergnamen geforscht. Auf der dargestellten Zeichnung stellt er als Doppelgipfel den Kleinen und Großen Hochschwab dar. Er ist unbenannt, doch trägt er die Bezeichnung "qui e sempre neve", was soviel heißt wie "hier liegt immer Schnee". Diese Erkenntnis ist bemerkenswert, denn für die Gegenwart trifft dies nicht mehr zu. Noch vor 1600 begann jene Klimaschwankung, welche die Schneegrenze stark herabdrückte. Der Hochschwabgipfel mag damals Schneefelder besessen haben, die auch im Sommer nicht schmolzen. Auf diese früheren Verhältnisse deutet noch der Flurname Eiswand hin, die neben dem Schiestlhaus abfällt.

Die erste dokumentierte touristische Besteigung des Hochschwab erfolgte durch Erzherzog Johann. Von ihm kann mit Recht behauptet werden, dass er zu seinen Lebzeiten im Hochschwabgebiet der erste Tourist gewesen ist.

Er selbst schrieb in der "Wiener Jagdzeitung" folgende Worte:

Zu Anfang des XIX. Jahrhunderts waren unsere Gebirge vollkommen unbekannt; es gab keinen Touristen; ich war der Erste, welcher von dem österreichischen Schneeberge aus die steiermärkischen Alpen sehend mich dahin wandte und zuerst jene Neubergs, dann die höheren Ketten der Aflenzer und Weichselbodener zu wiederholten Malen untersuchte und so nach und nach die Alpen von Admont, jene zwischen der Enns und Mur, die von Aussee, Hallstatt und endlich Tirol kennen lernte.

Aus einer Übersicht über die Alpenfahrten und die forschende Tätigkeit Erzherzog Johanns geht hervor, dass sich Erzherzog Johann bereits in den Jahren 1801 im Raum Mariazell - Seeberg - Bruck an der Mur touristisch betätigt hat. Dasselbe gilt für das Jahr 1802, wo er ebenfalls im August im Gebiet von Schneeberg - Neuberg - Mürzsteg - Frein und Veitsch unterwegs war und uns Beschreibungen von Sennhütten, Tänzen, Hochzeiten und Feuerspringen hinterließ.

Im darauf folgenden Jahr beschloss Erzherzog Johann, die Tour, die im Vorjahr bei Neuberg geendet hatte, über die Gebirgskette fortzusetzen. Als Ausgangspunkt wurde Mariazell gewählt. Am 8. Juli 1803 brach Johann mit seinem Gefolge von Mariazell nach Weichselboden auf. Am 9. Juli wollte er den Ring und die unteren Abstufungen dieser Gebirge besehen, doch dieses Vorhaben musste wegen zu starken Regens unterlassen werden. Ob von den "Ringen aus die Besteigung des Hochschwab beabsichtigt war, ist eher nicht anzunehmen, obwohl der Erzherzog gewusst hatte, dass es zwei Schluchten gibt, durch die man auf den Hochschwabgipfel gelangen konnte. Fest steht jedoch, dass am 11. Juli 1803 mit der Besteigung begonnen wurde, nachdem sich das Wetter gebessert hatte. Vom Brandhof, der ihm zu der damaligen Zeit noch nicht gehörte, stiegen sie zu den Aflenzer Staritzen auf. Zu dieser Zeit standen auf dieser Alpe 18 Schwaighütten, die den Bauern von Aflenz gehörten. In einer der Schwaighütten wurde dann auch übernachtet. Am nächsten Tage ging es weiter bis zu den Almhütten in der Dullwitz. Hier wurde in einer der zwei Hütten übernachtet.

Festelbeilstein-Trawies, © Fritz Bayerl
Festelbeilstein-Trawies
© Fritz Bayerl

Den 13ten setzten wir unseren Weg durch das Tulbitzental, dann bei den Wetterkögeln vorüber auf den Hohen Schwab hinauf fort, der von der nördlichen Seite am leichtesten zu besteigen ist. Hier konnte ich mich erst überzeugen, dass er der höchste aller umliegenden Berge sei. So eine weit ausgebreitete Ansicht hatte ich noch nie; leider konnte ich mich nicht lange daselbst aufhalten, sonst hätte ich alle Umrisse der Gebirge perspektivisch zeichnen lassen; denn wir hatten erst den halben Weg, und ein Hochgewitter näherte sich uns...

In einer Hütte auf der Hohen Alpe wurde abermals genächtigt. Am 14. Juli wanderte man bis zur Sonnschien weiter. Hier zählte Erzherzog Johann 22 Schwaighütten und nach der Schneealpe war sie für ihn die schönste Alpe. Von hier ging die Hochschwabüberschreitung weiter zur Androthalm, wo dann genächtigt wurde. Wiederum wurde genau festgehalten, dass sich auf dieser Ahn 16 Schwaighütten befanden. Über die Fobisalm wurde am 15. Juli zum Leopoldsteinersee abgestiegen.

Kammermaler Matthäus Loder#

Erzherzog Johann sprach einmal davon, dass es sein Ziel sei, ein Leben für die andern zu führen und der Nachwelt von seinen Erfahrungen und Eindrücken so viel wie möglich zu erhalten. Dabei "bediente" er sich unter anderem seiner Kammermaler. Zwischen 1820 und 1821 entstanden durch Kammermaler Loder einige Aquarelle, die das Hochschwabgebiet als Motiv benutzten. Besonders interessant ist das Aquarell von der Triangulierung auf der Häuslalm, wobei man noch erkennen kann, wie viele Hütten einmal hier gestanden sind.

Literarische Erschließung des Hochschwab durch Peter Rosegger#

Um sich die Größe des Hochschwabmassivs besser vorstellen zu können, beschreibt Peter Rosegger die Ausmaße wie folgt:

... Wenn ein starker Mann wäre - er müsste aber stärker sein als die gesamte Menschheit - und eine neue Hochschwabengruppe bauen wollte, so würde der dazu viel Baumaterial nötig haben, er müsste z.B. den Schneeberg und die Rax und die Neubergeralpen und die Hohe Veitsch und den Ötscher aneinanderstellen, und es wäre noch zu wenig. Er müsste auch noch den Reiting bei Trofaiach, die Vordenberger Mauern, den Kaiserschild bei Eisenerz und die ganzen Berge im Gesäuse dazutun, um einen Felsblock, eine Gebirgsgruppe herzustellen, die dem Hochschwabgebirge an Ausdehnung gleichkäme. Vom Pfaffenstein bei Eisenerz bis zu den Aflenzer Staritzen, von den Hochzinnen bei Wildalpen bis zu den Tragößer Bergen, welch ein Bereich!...

Rosegger führt in seinem Bericht auch noch aus, dass man, wenn man einige Tage im Hochschwabgebiet unterwegs ist, von der Bevölkerung viele Sagen und Lieder zu hören bekommt, worin der Hochschwab verherrlicht wird. Nachfolgendes Gedicht möchte ich hier ungekürzt wiedergeben, wobei nicht geklärt werden konnte, ob es von Rosegger selbst verfasst worden ist:


Obere Dullwitz, © Fritz Bayerl
Obere Dullwitz
© Fritz Bayerl

Afn Schwobn geh ich gern,
Do gfreut mih mei Gemüat,
Wo die Olmrosn wochst
Und s schön Edelweiß blüat.

Da Schnee geht bol weck,
Und da Himmel wird klor,
Und ich woass a Hüttn
In Ebnstoanakoar.

In da Hüttn a Beet,
Steht a Rosenstock drauf;
0 herzliabi Gärtnerin,
Wir munta, moch auf.

Wan ich zan Schwobn aufgeh,
Blost da Wind, waht da Schnee.
Wan ich zrugg obageh,
Blüaht scha da Klee.

Hoch obn afn Schwabn
Is a Schupf n vul Heu,
Is a Schwoagerin drin
Und a Schwoaga dabei.

Sie juchazt, er will ihr
Gschwind s Göscher verhobn;
Wer wird Enk, Ees Loppn,
Dan hörn afn Schwobn!


Af der Olma gibt's Kolma,
Und scheckadi Küah;
Red'st ollaweü von Gernhobn,
Von Heiratn nia!

Durt af da Olm
Is a Stier owagfolln;
War er nit owagfolln,
War er noh af der Olm.

Selm auffi afn Schwobn
Is a Jungfräuerl gstiegn,
War s auffi nit gstiegn,
War s a Jungfräuerl bliebn.

War s auffi nit gstiegn,
Wurd s herunt bar Oan liegn,
Lebendigi Schwobn
Kon oans ah in Thol hobn.

Mei Buachhergerthol
Däs gfreut mi ollmol
Gott Foda, behüat
Mei liabs Buachbergerthol!


Eine der Almen, die dem Wanderer auf dem Weg zum Hochschwabgipfel Rast bieten, ist die Fölzalm. Da sich von der Route her seit vielen Jahren nichts geändert hat, außer dass man vor mehr als 100 Jahren nicht mit dem Auto angereist kam, soll die Beschreibung der Ersteigung wiederum Peter Rosegger vornehmen:

Ich bestieg den Hochschwab im Sommer 1874 von der östlichen Seite, von Aflenz aus. Meine Gefährten waren ein österreichischer Major, ein junger Maler und ein Führer. An einem klaren Julinachmittage wanderten wir den kalkigen Fölzbach entlang, in dessen Schluchten die prächtigen Fichten und Lärchen stehen, von dessen Höhen zwischen und über den Wipfeln die lichten Wände des Fölzstein und der Mitteralpe ragen. Der Sandweg ist gut und steigt leicht an. Nach einer kleinen Stunde von Aflenz haben wir das letzte Haus des Fölztales hinter uns und wir ziehen durch waldschattige Engen und werden feucht von dem Staube der rauschenden Fölz. Wir kommen zu den zwei Brücken, auf welchen der Führer zweimal stillsteht. Hier sehen wir ein Bild, wie es malerischer noch kein Maler gedacht hat. Dort ragt der senkrechte Koloss des Fölzstein, ein dräuender Vorwart und ein Torwart des Schwab. Zwanzig Schritte vorwärts ein anderes Bild. Der Fölzstein verschwunden, die weißen Zacken der Mitteralpe leuchten über den schwarzen Kronen des Tannenwaldes. - Wir steigen hinan zur Halterhütte, die in einem Hochsattel zwischen den Wänden des Fölzstein und der Mitteralpe liegt, machen es uns dort heimisch und genießen Milch und Butter. Die junge, hübsche Schwaigerin ist vertrieben; der Major kauert wie ein Taschenmesser eingeknickt in ihrem Bettchen. Der Maler und ich liegen unter dem Dache im Heu. Der Führer ist uns abhanden gekommen; es geht die Sage, dass der gute Mann, die Sehnsucht im Herzen, manche stille Nacht von Alpenhütte zu Alpenhütte wandert, um die süße Ruh' der Almerinnen zu belauschen.

Quellen#

  • AEIOU
  • Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl, Anton Lenger. Alpenregion Hochschwab. Aflenz Kurort, Aflenz Land, Etmißl, St. Ilgen, Thörl, Turnau.(Angelehnt an das Buch "Alpenregion Hochschwab" von 2000 aus dem ehemaligen Verlag Gerhard Höller)