Josefsdorf#
Der alte Vorort Josefsdorf lag an der Wien zugewandten, steil abfallenden Seite des Kahlenbergs.
Seine Kernzelle bildete die um 1630 unter Kaiser Ferdinand II. angelegte Kamaldulenser-Eremie "Zu St. Josef". Um eine Kirche und zwei Höfe gruppierten sich zwei Reihen mit je 20 Häuschen samt kleinen Gärten, in denen die Angehörigen des kontemplativen Ordens lebten. Nach der Auflösung im Zuge der Josephinischen Reformen (1782) ersteigerte der Hofskriegsrat Leopold von Kriegl die Liegenschaft. Er verkaufte die Eremitenhäuschen und richtete ein Gasthaus ein. Die 1783 geweihte St. Josefskirche auf dem Kahlenberg wurde zur Pfarrkirche, gleichzeit legte man den Waldfriedhof an. 1809 wurde die Pfarre aufgehoben und die Siedlung dem Kahlenbergerdorf zugeordnet. Bei der Eingemeindung nach Döbling lebten in den 37 Häusern des Josefsdorfs nur 52 Bewohner. Die Grundobrigkeit hatte zuletzt der Fürst zu Liechtenstein inne.
Die 1683 in der Schlacht am Kahlenberg zerstörte Kirche wurde 1734 wieder aufgebaut. Im Gedenken an Jan Sobieski, der 1683 das Entsatzheer gegen die türkischen Belagerer vom Kahlenberg aus anführte, wird die Kirche seit 1906 von Priestern des polnischen Resurrektionistenordens betreut. Auch polnische Wallfahrer kommen gerne, Papst Johannes Paul II. besuchte 1983 das Gotteshaus. Auf dem Hochaltar steht eine Kreuzigungsgruppe aus dem Kamaldulenserloster. In der Kirche befinden sich zwei Gnadenbilder: Die Madonna vom Kahlenberg (nach der römischen Ikone "Maria Namen") schenkte der Papst zur Erinnerung an die historische Schlacht. Das zweite ist eine Kopie des der Schwarzen Madonna von Częstochowa.
Von den ehemaligen Kamaldulenserzellen blieb das Haus Josefsdorf Nr. 18 nahezu unverändert erhalten und steht unter Denkmalschutz. Vom Mittelflur liegt nördlich der ehemalige Betraum. Der quadratische Raum mit einer flachen Kuppel wurde in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts mit dem Auge Gottes, umgeben von Puttenköpfen und Blumenranken ausgemalt.
Der Josefsdorfer Friedhof, auch Kahlenberger Friedhof oder Kahlenberger Waldfriedhof genannt, liegt am oberen Teil der Kahlenbergerstraße. Es sind nur noch wenige Gräber erhalten, wie von Josef Fürst de Ligne und Karoline Traunwieser aus der Zeit des Wiener Kongresses, Prälat Leopold Ungar (+ 1992), Angehörigen des Resurrektionistenordens, Stefan Ziegler (+ 1832), Jaroslaw Madroszkiewicz (+ 2015) und das Finsterlemausoleum. Ein Gedenkstein erinnert an die in der Entsatzschlacht 1683 gefallenen Polen.
Der kleinste Teil des 19. Wiener Gemeindebezirks hat kein eigenes Wappen.