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Kaiserhaus - Wien#

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Palais Lamberg - Wien -Kaiserhaus
Palais Lamberg "Kaiserhaus"
Foto: Erich Schmid. Aus: Wikicommons, unter CC BY-SA 3.0

Ursprünglich befanden sich auf diesem Areal (Wallnerstraße 3) zwei Häuser, von denen das dem Kohlmarkt nähergelegene um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Freihaus im liechtensteinischen Besitz erwähnt wurde. Im zweiten Haus arbeiteten zwischen 1566 und 1618 Panzermacher. 1618 wurde das Gebäude an den Hofschneider de Harene verkauft. Von dessen Erben gelangte es an die Grafen Zinzendorf, danach an die Sprintzenstein, die bereits 1673 das Freihaus gekauft hatten. Vermutlich noch im selben Jahr wurde anstelle der beiden Häuser ein Neubau errichtet.

Vom Schwiegersohn des Grafen Sprintzenstein, Graf Lamberg, erbte Joseph Graf von Lamberg-Sprintzenstein das Gebäude. Er ließ es 1730, möglicherweise nach Plänen von Fischer von Erlach, erneuern. Im Februar 1740 kaufte Franz Stephan das Haus, „ganz neu unlängst erbauet“, um 87.000 Gulden. Bei den Verhandlungen wurde der Herzog und spätere Kaiser von seinem Geheimsekretär François-Joseph Toussaint vertreten, der 1762 im Kaiserhaus starb.

Im ersten Stock befanden sich die Prunkräume, die 1913 noch erhalten waren. Im Inneren gab es „herrliche Parkettböden, geschmackvolle Tapeten in verschiedenen Farben, schöne Malereien als Supraporten, prächtige Öfen und Marmorkamine“. Der Empfangssaal war mit hohen Spiegeln geschmückt, der große Speisesaal hatte drei Fenster und einen weißen Kachelofen. Dann gab es noch das weiße, rote und grüne Zimmer; in letzterem befand sich ein prachtvoller, goldgezierter Rokoko-Kachelofen. Die Ausstattung der Räume stammte aus der Zeit um 1760 nach Entwürfen von Johannes Henrici. Bemerkenswert war und ist das großzügige Stiegenhaus. Überdies gab es noch Stallungen und Wagenremisen.

Für Franz Stephan, dem es nicht leicht gefallen war, sein Heimatland aufzugeben – er hatte sich dafür den Zorn seiner Mutter zugezogen –, war das Kaiserhaus seine lothringische Enklave. Außerdem fand er hier Erholung von seiner herrschsüchtigen und (mit Recht) eifersüchtigen Frau. „Politische Meinungsverschiedenheiten – so etwa wegen der frankreichfreundlichen Politik des Grafen Kaunitz – lösten sich durch Franz Stefans gutmütige Einsicht in seine Machtlosigkeit.“

Vom Kaiserhaus aus verwaltete Franz Stephan seine Privatgüter, aus dem ehemals verschuldeten Lothringer-Herzog wurde ein mehrfacher Millionär. In seiner „Particular-Wohnung“ fand Franz Stephan nicht nur Abstand vom Hof, er konnte hier auch nicht hoffähige Personen empfangen. Der Kaiser beschäftigte sich mit Alchimie, verschiedensten mechanischen Arbeiten, erfand einen Jagdwagen, der nicht umkippen konnte, und legte eine umfangreiche numismatische Sammlung an.

Ein Vertrauter Friedrichs des Großen berichtete über die Talente des Lothringers: Der Kaiser sei „Geschäftsmann seiner erlauchten Gemahlin“, dessen Vermögen „in einem wohlbewachten Hause in der Wallnerstraße in Wien, dem Fürsten Esterházy gegenüber“ verwahrt werde.

Kaiser Joseph II. erbte 1765 das Haus, das sein Vater zum Sitz der toskanischen Kanzlei bestimmt hatte, und verkaufte es 1780 an Fürst Kinsky. Trotz zahlreicher Besitzerwechsel (1890 ging das Haus in bürgerliches Eigentum über) und baulicher Veränderungen vermittelt das Gebäude immer noch seinen ursprünglichen Charakter.

Weiterführendes#

Quellen#

  • I. Haslinger, G. Trumler, So lebten die Habsburger, Brandstätter Verlag, 2007