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Löwinger-Bühne#

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Sissy Löwinger
Sissy Löwinger. Foto, 1990.
© Die Presse/Harald Hofmeister, für AEIOU

2011 ging mit dem Tod von Sissy Löwinger die fast 250-jährige Geschichte einer Theaterdynastie zu Ende. Begonnen hatte sie nach der Überlieferung 1764 zurück. Damals soll der Tiroler Lehrer Thomas Maggauer mit seiner Theatertruppe durch die Österreichisch-Ungarische Monarchie gezogen sein. Mit von der Partie war seine (Ur-)Großnichte Anna Maggauer, die 1845 Paul Löwinger heiratete. Er war der Sohn des Prinzipals des Konkurrenzunternehmens. Die Truppen wurden schlossen sich zusammen und spielten in Ungarn Klassiker, Lustspiele und Operetten. 1856 übergeben die Eltern dem Ehepaar die Leitung des Theaters, das 1865 seinen Schwerpunkt nach Österreich verlagerte. 1870 erblickte ihr Sohn Josef das Licht der Welt, der 1893 die Bauerntochter Cäcilie Weber (1877-1949) ehelichte. Sie wurde 1912 zur berühmten Prinzipalin Cilli Löwinger.

1913 unternahm das Ensemble eine große Südamerika-Tournee mit Operetten-Repertoire. Im Ersten Weltkrieg gingen Kostüme und Kulissen verloren. 1918 erfolgte ein Neubeginn mit Bauernstücken, die keine Ausstattung brauchten. 1919 wurde die Tochter Gretl geboren, die bis zu ihrem Tod (1973) bei vielen Produktionen Regie führte.

Nachdem die Löwinger-Bühne mehrere Jahre durch Österreich gereist war, ließ sie sich 1928 in Wien nieder, zunächst an verschiedenen Spielorten. 1932 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sie im Favoritner Colosseum ein eigenes Theater mit 1200 Plätzen. 1935 drehten die Löwinger ihren ersten Film ("Die beiden Stoffl"), 1938 traten sie in der ersten Versuchssendung des Deutschen Fernsehens auf. Paul Löwinger (1904-1988), der dritte Sohn von Josef und Cilli, heiratete das Ensemblemitglied Liesl Meinhard (1918-1980). Ihre Töchter Margarete ("Guggi") und Cäcilie ("Sissy") wurden im Zweiten Weltkrieg geboren, Sohn Paul jun. (1949-2009) war der Jüngste.

1946 setzte die Löwinger-Bühne ihre Tätigkeit im Colosseum in der Schanzstraße (Wien 15) fort. Nach dem Tod seiner Mutter wurde Paul Löwinger 1949 Direktor. Er übersiedelte in das Renaissance-Theater in Wien 7, das bis 1974 als "Löwinger-Bühne" (danach Theater der Jugend) bekannt war. Außerdem war er Besitzer bzw. Teilhaber mehrerer Film-Produktionsfirmen. Ab 1958 hatte das Ensemble einen monatlichen Fernsehtermin. 1964 war es "Fernsehliebling Nr. 1" in Österreich.

1974 fand die letzte Aufführung im Renaissance-Theater statt. Nach dem Tod von Paul Löwinger übernahmen Sissy und Paul Löwinger jun. 1989 gemeinsam die Direktion. Bis 1998 wurden immer weniger neue Stücke vom Fernsehen aufgezeichnet und fallweise Wiederholungen gezeigt. "Zurück zu ihren Wurzeln" ging das "Sissy Löwinger-Tourneetheater" mit einer Reihe von Volksstücken wieder auf Wanderschaft. Zuletzt spielte die 70-Jährige in der Satire von David Schalko "Böheimkirchen Euphorie" im Rabenhof-Theater "ein exaltiertes, leichtlebiges, mehr als freizügiges Geschöpf".

Quelle#

  • Renate Wagner: Die Löwinger Bühne, das Burgtheater für den kleinen Mann.Wien 1996


Redaktion: hmw