Lechtpartien#
Man muss dabeigewesen sein, um ihr Geheimnis lüften zu können
Ein Banause würde sagen: "An sich ist es nichts anderes als das Braten von Steckerlfischen" - aber zwischen dieser Banalität und dem persönlichen Erlebnis einer Lechtpartie liegen Lichtjahre.
Doch schön der Reihe nach: Der Ausdruck "Lecht" kommt von "laichen", und im Spätherbst, in der Laichzeit, findet auch das "Lechtfischen" statt. An bestimmten seichten Plätzen versammeln sich die im Hochzeitskleid herrlich rotorange gefärbten weiblichen und männlichen Saiblinge in großer Zahl, und nun lohnt sich auch das Netzfischen besonders. Am Grundlsee geschieht dies - seit alten Zeiten - mit dem Zugnetz. Nach jedem Fang werden die zu kleinen Fische zurück ins Wasser geworfen und die übrigen zum Kalter gebracht, wo sie in weibliche Fische, die "Rogner", und in männliche, die "Milchner", sortiert werden.
Am nächsten Tag wird mit der Nachzucht begonnen. Dabei wird der Rogen (ein Weibchen hat ungefähr achthundert Eier) ausgestreift, wozu Erfahrung und Fingerspitzengefühl nötig sind. Gleichzeitig streift eine zweite, ebenso erfahrene Person dem Männchen die Milch aus. Beide Produkte werden in einem Auffanggefäß gesammelt und mittels einer einfachen Gänsefeder vermischt. Dabei findet - ähnlich wie in der Natur - die Befruchtung statt. Anschließend werden die befruchteten Eier im Brutraum einer Spezialbehandlung unterzogen - aber das sind schon Fischergeheimnisse.
Die weiblichen Tiere werden nun wieder in den See gegeben, die männlichen aber landen in der Bratpfanne oder am Grillspieß.
Die Fischer holen die Saiblinge knapp vorher aus dem Kalter, töten sie, nehmen sie aus und fahren mit der Plätte über den See hinüber zur Lechthülle, die recht verborgen und romantisch in der Nähe der tiefsten Stelle des Grundlsees liegt.
Die Gäste fahren auf der Straße über Wienern bis etwa zwanzig Gehminuten an die Hütte heran und legen den Rest des Weges auf jenem Steig zurück, der bei der bekannten Umrundung des Grundlsees begangen wird. Am Hinweg ist es noch hell, aber für den Heimweg erweist sich eine Taschenlampe als unerlässlich.
Die Hütte selbst ist ganz einfach mit Tischen und Bänken ausgestattet. Gut ein Drittel wird von einer gemauerten Feuerstelle für das offene Feuer eingenommen. Auf der einen Seite sind Holzscheite zum Trocknen bis unter die russschwarze Decke gestapelt; der Rauch entweicht durch die Dachsparren. Solche Fischerhütten mit ähnlicher Ausstattung hatten schon unsere Vorfahren vor Jahrhunderten in Verwendung.
Die Saiblinge stecken auf dünnen Holzspießen an einem Eisengestell, und wenn die Glut passt, ist es erstaunlich, wie rasch die Fische, von erfahrenen Händen rechtzeitig gewendet, essfertig sind.
Brot, Salat, Wein und Schnaps bringen die Gäste selbst mit. Die Veranstalter sorgen meist auch für Musik, so dass der Fröhlichkeit keine Grenzen gesetzt sind - achtgeben muss man nur, dass man nicht zuviel Schnaps erwischt, denn der Rückweg führt über Stock und Stein. Mit der Plätte führen die Fischer ihre Gäste nicht so gerne zurück, denn es sind schon "zu viele ins Wasser gefallen..."
Völlig entspannt, hat sich noch jeder Besucher in der urigen Hülle unbeschreiblich wohlgefühlt - weit weg von Straßenlärm und Technik, auch wenn es den Rauch manchmal herunterdrückt oder ein kühler Luftzug bei der Tür hereinstreicht. Die Sorge der Fischer, "ob es wohl an nichts gebreche", tut noch das ihrige dazu.
Bis vor wenigen Jahren war es am Grundlsee, der im Besitz der Bundesforste steht, eine hohe Ehre, zu einer Lechtpartie eingeladen zu werden, und nur jenen Stammgästen vergönnt, die gleichsam schon die "höheren Weihen" erhalten hatten. Für den Altausseer See, dessen Fischereirechte einer Reihe örtlicher Familien gehören, gilt dies heute noch. Aber seit die Bundesforste eine Aktiengesellschaft geworden sind, kann auch der normal Sterbliche eine Lechtpartie "anmieten" wegen der Kosten am besten gemeinsam mit bis zu zehn Freunden. Dazu muss man sich jedoch schon Monate zuvor beim Berufsfischer der Bundesforste im Forsthaus an der Seeklause anmelden.
Quellen#
- Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.