Legenden #
Anders als Sagen, die meist aus der mündlichen Überlieferung kommen, handelt es sich bei Legenden - der Etymologie nach - um Geschichten, die vorzulesen sind. Dies geschah beim Mittagmahl der Mönche, wodurch sich eine Konzentration auf Darstellungen aus dem Leben von Heiligen ergab. Eine der berühmtesten Sammlungen ist die Legenda Aurea des Dominikaners und Erzbischofs von Genua, Jacobus a Voragine (+ 1298). Sagen haben oft (im Gegensatz zu Märchen, die meist mit einem Happy end schließen) eine moralisierende Aussage und enden mit der "gerechten Strafe" für Sünder und Frevler. Legenden, die von heiligmäßigen Personen handeln, gehen noch einen Schritt weiter. Indem sie den Akteur als idealen religiösen Menschen vorstellen, wollen sie zur Nachahmung motivieren.
Heiligenlegenden entsprechen weniger der Realität als dem christlichen Ideal. Dabei ging es nicht um eine historische Biographie, sondern um die Konzentration der Verdienste vor Gott, Gnadenerweise und Wundertaten. Die Vita folgt oft biblischen Vorbildern, daher sind die Schilderungen ähnlich, individuelle Züge selten. Der oder die typische Heilige ist von Anfang an erwählt, verlässt die Familie, ist schön, klug, würdevoll, demütig und einfach. Er oder sie verschmäht die Freuden des Lebens, isst, trinkt und schläft wenig, betet viel, ist wohltätig, freundlich und friedliebend. Weibliche Heilige verweigern die Ehe und verstehen sich als „Braut Gottes“. Nur in Glaubenssachen streng, geht er/sie konsequent in den Tod. Eine besondere Rolle spielen die "Heiligen vom unzerstörbaren Leben". Diese Märtyrer - wie Barbara, Bartholomäus, Christophorus, Dorothea, Sebastian - werden vielfältigen Foltern unterworfen und durch himmlische Hilfe bewahrt oder geheilt, bis schließlich das Urteil vollstreckt wird. Die danach gewirkten Wunder - die wiederum bestimmten Typen folgen - nehmen in den Legenden breiten Raum ein.
Legenden können auch mit heiligen Orten verbunden sein. Ursprungslegenden erklären die Entstehung von von Wallfahrtsorten. Sie erzählen von der Gründung oder Platzwahl auf wunderbare Weise: St. Wolfgang warf die Axt, St. Leopold fand den Schleier seiner Gattin in einem Holunderbusch, Tiere weigern sich weiterzugehen, ein Kultgegenstand kehrt von allein an einen bestimmten Ort zurück etc.
Quelle#
- Helga Maria Wolf: Alle heiligen Zeiten. Atzenbrugg 2010
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