Leobersdorf, "Wunderquelle"#
(Verwaltungsbezirk Baden)Gegenwart
Im Süden des Ortes, an der Straße nach Sollenau, steht zwischen Feldern in einem Kastanienhain die Marienkapelle "Zum heilsamen Brunnen". Sie ist mit Sichtziegeln in Fachwerkbauweise ausgeführt und hat einen Dachreiter. Das weiß gestrichene Maßwerk von Fenstern und Portal aus Terrakotta stammt von der damals dafür bekannten ortsansässigen Firma Brausewetter. Das Gnadenbild ist eine Kopie von Santa Maria Maggiore in Rom. Die bisher letzte grundlegende Renovierung erfolgte 1989/90. Neben dem Kirchlein fließt Wasser einige Stufen tiefer aus einer Löwenmaske in ein Bassin. Außerdem kommt es aus einem modernen Steinbrunnen. Seit 1970 speist das Pumpwerk des Wasserleitungsverbandes den Heilsamen Brunnen. Das Wasser soll jenem der alten Quelle entsprechen und dem Bad Vöslauer Mineralwasser ähnlich sein.
Geschichte
Der Heilsame Brunnen wird erstmals 1466 urkundlich erwähnt. Man errichtete mehrmals eine hölzerne Kapelle, die des öfteren zerstört wurde. Wunderbarerweise blieb das Gnadenbild immer verschont. Während eines Erdbebens 1626 trat eine ständig fließende Quelle zu Tage. Sie verhalf den Leobersdorfern zur Erneuerung des Wochenmarktrechtes. 1850 baute man wieder eine Kapelle. An der 300-Jahr-Feier der Quelle, 1926, nahmen 1000 Gläubige teil. Im Zweiten Weltkrieg diente das devastierte Gotteshaus als Pferdestall, doch schon im August 1945 wurde es wieder geweiht.
Geschichten
Die Entstehung der Quelle, die ein rundes Becken bildete, galt als wundersam, bald darauf wurde darin das Marienbild sichtbar. Eine blinde Frau soll sehend geworden, ein todkranker Mann genesen sein.
Gestalten
Peter Anton Freiherr von Braun (1764-1819) war in Wien Hofsekretär, gründete 1789 eine Seidenfabrik und ein Jahr später einen Großhandel. 1794-1807 leitete er die Hoftheater und war ab 1796 Hofbankier. Im selben Jahr erwarb er die Herrschaft Schönau und ließ den Park als englischen Landschaftsgarten gestalten. Brauns Sohn Karl hatte ein schweres Augenleiden. Das Wasser des Heilsamen Brunnens soll ihm geholfen haben. Die Mutter stiftete der Kapelle ein Exvoto-Bild mit dem Namenspatron, Karl Borromäus.
Siehe auch:
Wunderquellen in Niederösterreich nach Helga Maria Wolf: Katalog zur Ausstellung "Mythos Wasser", ehem. NÖ Museum für Volkskultur, Groß-Schweinbarth, 2009
Heilige Quellen in Österreich von Siegrid Hirsch und Wolf Ruzicka, 2008