Märchen#
Märchen (mhd. Maere - Kunde, Bericht, Nachricht) gehören zur Literaturgattung der Epik. Die meist kurzen Erzählungen schildern frei erfundene zauberische oder wunderbare Begebenheiten. Zeit und Ort der Handlung bleiben unbekannt ("Es war einmal …"). Schon ab dem 13. Jahrhundert ist auch eine abwertende Bedeutung (Lügenmärchen) damit verbunden. Man unterscheidet von Märchensammlern herausgegebenen "Volksmärchen" und Kunstmärchen, die von Dichtern geschrieben wurden. Im Interesse der Romantik rief Johann Gottfried Herder (1744-1803) 1777 zum Sammeln von Märchen und Sagen auf. Die ersten "Volksmärchen der Deutschen" gab 1782-1786 der Schriftsteller der Aufklärung Johann Karl August Musäus (1735- 1787) heraus. Seine fünfbändige Sammlung von Märchen, Legenden und Sagen verbindet Überlieferungen, Kunstmärchen und Satiren. Auch Ernst Moritz Arndt (1769-1860) und Ludwig Bechstein (1801-1860) zählen zu den Sammlern der Romantik, die großes Interesse an den Schöpfungen der anonymen Autoren hatte.
Am berühmtesten sind wohl die Märchen der Brüder Grimm. Sie wollten darin "Überreste eines bis in die älteste Zeit hinaufreichenden Glaubens" finden. Die meisten Geschichten kamen aus mündlicher Überlieferung, wobei die Brüder keine Feldforschung auf dem Lande betrieben, sondern die Erzählungen von Bürgerinnen in eine literarische Fassung brachten. Jacob (1785 -1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) sind als Sprachwissenschafter, Märchensammler und Gründerväter der Deutschen Philologie bzw. Germanistik bekannt. Gemeinsam verfassten sie u.a. die "Kinder- und Hausmärchen" (2 Bände, 1812, 1815), "Deutsche Sagen" (2 Bände 1816, 1818), "Deutsche Mythologie" (1835), "Deutsches Wörterbuch" (33 Bände ab 1854). 1906 erschien eine dreibändige, illustrierte Ausgabe der "Kinder und Hausmärchen, gesammelt durch die Brüder Grimm" (Hg. Rob Riemann).
Prominente Verfasser von Kunstmärchen sind der Deutsche Wilhelm Hauff (1802-1827) und der Däne Hans Christian Andersen (1805-1875). Fantasy-Geschichten und Science Fiction-Romane gelten als moderne Kunstmärchen.
Quellen#
- Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S.530 f.
- Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1933/1987. Bd. 5 / Sp. 1597 f.)
Siehe auch: