Naschmarkt#
Der Naschmarkt ist heute „der“ Markt von Wien, mit der offiziellen Adresse 6, zwischen Getreidemarkt und Kettenbrücke. Er stand nächst dem Freihaus, das im 18. Jahrhundert das größte Zinshaus Wiens war. Es umfasste das Areal Wiedner Hauptstraße 10/Margaretenstraße 10-16/Operngasse 25/Kühnplatz/Mühlgasse/ Resselgasse. In den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts zählte die "Stadt in der Stadt" 1000 Bewohner, hatte sechs Höfe und 31 Stiegen. Dazu gehörten ein schlossartiger Trakt, eine Kirche, Geschäfte und ein Theater. Im Gartenhäuschen schrieb Wolfgang Amadeus Mozart an der „Zauberflöte“. 1774 etablierte sich beim Mistplatz vor dem Freihaus ein kleiner Markt. Ab 1793 durfte das mit Wagen nach Wien gebrachte Obst nur noch auf dem Markt „ausser dem Kärntnerthor vor dem Fürstlich Starhemberg’schen Freyhause“ verkauft werden. (Die Waren, die auf dem Wasserweg ankamen, waren beim Hafen am Schanzel erhältlich.) Im Biedermeier teilte sich der Markt in mehrere Sektoren: Der größte Teil war für Obst bestimmt, ein Platz für Erdäpfel und ein weiterer für Kraut, Rüben, Landbrot und Stroh. Erst 1905 erhielt der Naschmarkt offiziell diesen Namen, über dessen Ursprung die Meinungen auseinandergehen. Die frühere Bezeichnung Aschenmarkt könnte sich von seinem Standort beim Mistplatz herleiten, oder vom Asch genannten hölzernen Milcheimer. Lexers mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch bietet weitere Möglichkeiten: Asch bedeutete demnach nicht nur Esche, sondern auch Speer, Schiff oder Schüssel, Asche die Äsche, einen Flussfisch, und Aschman einen Boots- oder Küchenknecht.
Die im Verlauf der Wienflussregulierung erfolgte „provisorische Verlegung“ des Naschmarktes ging zwischen 1895 und 1901 etappenweise vor sich. Das Stück zwischen Rüdiger- und Schleifmühlgasse kam erst mitten im Ersten Weltkrieg, 1915/16, dazu. In diesen Jahren entstand das Marktamtsgebäude bei der Kettenbrücke nach Plänen von Friedrich Jäckel. Auf ihn geht auch das, seit 1902 realisierte, Konzept zurück, die Marktpavillons in drei parallelen Zeilen anzuordnen. 1919 kam es zu einer „Marktregulierung“, wobei man die Magdalenenbrücke entfernte. 1937 bestanden auf dem wichtigsten Obst- und Gemüsemarkt Wiens auf 36.000 m² ein Großmarkt und ein Kleinmarkt für Lebensmittel und tägliche Bedarfsartikel. Schon damals sollte der Großmarkt, der westlichste Teil, übersiedeln. Doch erst 1969 kam er nach Inzersdorf, seine Stände im Wiental verschwanden in den folgenden Jahren. Auf den freien Flächen etablierte sich 1977 der Flohmarkt, der ganzjährig an Samstagen stattfindet. 2010 bis 2015 wurde der Naschmarkt bei laufendem Betrieb saniert.
Quelle#
- Helga Maria Wolf: Die Märkte Alt-Wiens. Wien 2006
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