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Traditionelle Gemüsesorten - Der Paradeiser – Lycopersicon esculentum #

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Der Paradeiser ist uns zu einer Herzensangelegenheit geworden. Als Top-Gemüse im Frischverbrauch und in der Konserve ist er aus der heutigen Küche nicht mehr wegzudenken. Dabei handelt es sich bei ihm kulturgeschichtlich um einen ziemlichen Spätstarter – zumindest im Vergleich zu Kürbis und Gartenbohne, die ebenfalls im 16. Jahrhundert aus Lateinamerika nach Europa gekommen waren. Nördlich der Alpen begegnete man ihm noch bis ins 19. Jahrhundert mit Vorbehalt: das Gerücht von seiner vermeintlichen Giftigkeit dürfte dabei am Schwersten gewogen haben. Erst um 1900 begann man das Potential dieses Gemüses auch bei uns zu entdecken. Die ersten Sorten wurden im Handel angeboten – vorwiegend aus den USA, England und Italien importiert. Die Frühzeitigkeit spielte bei der Sortenwahl eine wichtige Rolle.

Erste lokale Züchtungsversuche begannen ab 1913 in Eisgrub-Lednice. Doch durch den Zerfall der Monarchie wurden die Ergebnisse dieser Bestrebungen in Österreich nicht mehr wirksam. Der hiesige Gartenbau griff weitestgehend auf deutsche Sorten zurück, wo in der Periode 1920 bis 1960 eine intensive Tomatenzüchtung im Gang war. Bekannte Sorten waren „Bonner Beste“, „Lukullus“, „Rheinlands Ruhm“ und „Haubners Vollendung“. Diesen Sorten war eines gemeinsam: sie waren rot und rund – bis heute der Idealtyp des Paradeisers.

Bunte Paradeisersorten (z.B: „Goldene Königin“) waren nur im Hobbyanbau verbreitet. Ebenso Cocktailtomaten, die am Markt erst ab den 1970er Jahren an Bedeutung gewannen. Fleischtomaten wurden zunächst aus Italien und den USA eingeführt. Auch bulgarische Gärtner dürften ihren Beitrag dazu geleistet haben, denn ihre Paradeiser waren wegen des Geschmacks hoch gelobt.

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Wiener Große Stummerer

Als Lokalsorten sind uns bis heute nur „Zieglers Fleischtomate“ (seit 1952 im Handel) und die „Wiener Große Stummerer“ (noch um 1970 eine bekannte Wiener Gärtnersorte) erhalten. Beide sind halbhoch wachsende Stabtomaten mit vergleichsweise früher Reifezeit.

Der Umstieg auf Glashauskultur ebnete ab Ende 1960 neuen Sorten den Weg. Angepasstheit an lokales Klimas war nun kein Kriterium mehr. Die Sortenentwicklung für den Freilandanbau kam auch in Deutschland zum Erliegen. Wichtige Zuchtzentren sind heute die USA, Frankreich, Holland und Großbritanien. Die langjährige Fokussierung auf Ertragsmaximierung und Haltbarkeit („Long-Shelf-Life“-Sorten) schlägt sich aber zuletzt in starker Kundenunzufriedenheit nieder. Der Wunsch nach mehr Geschmack und Vielfalt ist evident, vor allem angesichts der Palette, die der Paradeiser in Farbe, Form, Konsistenz und Geschmack bietet. Auch die Eignung für den Freilandanbau lässt oft zu wünschen übrig. Hier tut sich also ein weites Feld für die zukünftige Sortenentwicklung auf.

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Alle Bilder: © Arche Noah, dem Austria-Forum freundlicher Weise zur Verfügung gestellt

Redaktion: Maga. Lisa Maurer

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