Prangstangen#
Im Land Salzburg und einem Ort in Niederösterreich (Rohr im Gebirge) sind Prangstangen eine Spezialiät der Fronleichnamsprozession. Hohe Stangen werden mit Blumen umwunden, die man nach der Prozession, wie die sonst üblichen Birkenstämmchen, als segensbringend mitnimmt. Die "Kränze" sollten Haus und Hof vor Blitzschlag schützen. Leopold Schmidt (1912-1981) erklärt das Aufkommen mit der Förderung des Festes in der Gegenreformation. In den protestantisch gebliebenen Holzknechtgemeinden bemühte man sich, durch Fronleichnamspracht Freude an dem katholischen Schaubrauch zu wecken.
In Salzburg konzentriert sich das Vorkommen der Prangstangen auf den Bezirk St. Johann im Pongau (Bischofshofen, Hüttau, Mühlbach am Hochkönig, Pfarrwerfen, Werfen, Werfenweng) und Gemeinden im Lungau. Die schlanken Pongauer Prangstangen, die schon im 16. Jahrhundert beschrieben wurden, sind zumeist mit bunter Wolle umwickelt. Nur der gebogene Wipfel wird mit Naturblumen und Fähnchen verziert. Außer Fronleichnam gibt es noch mehrere Termine, an denen die Stangen ausrücken, sonst sind sie bis Oktober in der Kirche aufgestellt. Viel beschrieben wurde das Zedernhauser und Muhrer Prangstangentragen. Wilde Spekulationen wollten darin sogar "eine indogermanische Brauchtumsart" sehen. Glaubwürdiger klingt die Überlieferung eines Gelöbnisses, nachdem Heuschrecken und Maikäfer die Ernte vernichtet hatten. In Zedernhaus ist der 24. Juni (St. Johannes) der Termin, in Muhr der 29. Juni (Peter und Paul). Für eine Stange wurden 200 Girlanden mit 40.000 Blüten benötigt. Eine Gruppe arbeitete 300 Stunden daran. Die jeweils in einer Farbe gebundenen Girlanden wurden spiralförmig und in Mustern auf 6 bis 8 m hohe Stangen befestigt, die dann bis zu 85 kg wogen. Zwei bis drei Burschen trugen eine Stange bei der zwei Stunden dauernden Prozession. Die Stangen, manchmal ein Dutzend, bleiben bis 15. August in der Kirche stehen. Dann erhalten sie die Kräuterweihe, werden verteilt und bilden zu Dreikönig einen Bestandteil des Rauchwerks.
In Rohr im Gebirge (Niederösterreich) wurden zur josefinischen Zeit Salzburger Holzknechte angesiedelt. Sie brachten den Brauch der blumenumwundenen Prangstangen mit. Ein geschmückter Fichtenwipfel (Wirl) krönt die sechs, bis zu 30 kg schweren Stangen, die mit 10 m langen Girlanden aus Blüten umwunden werden. Der Umgang führt durch den Ort und über die Felder.
Quellen#
- Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich. Horn 1972. Bd. 2/S. 233
- Helga Maria Wolf: Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 110
- Karl Zinnburg: Salzburger Volksbräuche. Salzburg 1972
Siehe auch: