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Retzbach, "Wunderquelle"#

(Verwaltungsbezirk Hollabrunn)

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Retzbach
Der "heilige Stein"
© Alfred Wolf

Gegenwart
Der "Heilige Stein" ist ein großer Schalenstein mit elf Vertiefungen auf der Anhöhe des Manhartsberges. Er liegt genau zwischen Weinviertel und Waldviertel, 275 Meter von der Staatsgrenze zur Tschechischen Republik. entfernt. 1995 wurden die Grundmauern der im Zuge der Josephinischen Reformen abgebrochenen Kirche ausgegraben und 1999 eine ellipsenförmige Aussichtsplattform um die Fundamente und den Stein errichtet. Erhalten blieb die barocke Brünnlkapelle mit einer Madonnenstatue neben dem Naturdenkmal.

Geschichte
1653 fühlte sich die Retzer Bürgerin Katharina Oberhammer geheilt, nachdem sie sich - wie ihr im Traum geheißen - mit dem Wasser des Brünnls "am Stein" gewaschen hatte. Sie stiftete erst ein Kreuz, dann eine Kapelle, die viele Wallfahrer aufsuchten. Der öde Grund war im Besitz der Pfarre Roselsdorf, wurde aber von einem Weinbauern "geschenkt". Um 1680 ließ der Zisterzienserpater Robert, Seelsorger in Unterretzbach, eine kleine Kirche mit drei Altären bauen und die Quelle fassen. Die Pilger entnahmen das Wasser, gossen es in eine Schale des Steins, wuschen sich darin oder tranken daraus. Eine Zeit lang betreute ein Einsiedler das Kirchlein "bey unser Lieben Frauen zum Stein" und das"Heilige Bründl". Er brachte das Wasser in die umliegenden Orte, bis in das 13 km entfernte Znaim/Znojmo. Mangelte es an Wasser, holte man es aus einem Brunnen in Mitterretzbach.

Ein langjähriger Streit der Pfarren um das Grundstück endete 1712 mit einem Kompromiss. Ein Jahr zuvor hatte der Blitz die Kapelle und Glocke zerstört. Der Roselsdorfer Pfarrer schrieb dies "jenem götzendienerischen Stein des Anstoßes und Ärgernisses" zu. Das zuständige Passauer Konsistorium kritisierte schon länger die "crassa superstitio" (plumper Aberglaube), doch verhinderte der Zisterzienserabt die "Vertilgung". Der Wallfahrtsort erfreute sich weiterhin großer Beliebtheit und erhielt Stiftungen. Das Kirchlein bestand bis 1785. Dann kam der Andachtsgegenstand, eine frühbarocke polychromierte Holzfigur der Madonna mit Kind, in die Pfarrkirche von Mitterretzbach.

Geschichten
Nach der Legende war der Stein ein heidnischer Kultplatz, den der hl. Wolfgang mit seiner Hacke zertrümmern wollte. Das gelang ihm nicht und es entstanden die Schalen. Das Wasser, das sich darin sammelte, wurde durch den Segen des Heiligen wundertätig.

Redaktion: hmw

Siehe auch:
--> Wunderquellen in Niederösterreich nach Helga Maria Wolf: Katalog zur Ausstellung "Mythos Wasser", ehem. NÖ Museum für Volkskultur, Groß-Schweinbarth, 2009
--> Heilige Quellen in Österreich von Siegrid Hirsch und Wolf Ruzicka, 2008