Samson#
Samson (hebr. Schimschon ) war der drittletzte Richter im Alten Israel vor der Königszeit. Der Samson-Mythos findet sich im Buch Richter im Alten Testament (Ri 13,1-16,31).
In Österreich gibt es ein Dutzend Samsonfiguren (zehn im Salzburger Lungau, zwei in der Steiermark). Auch in Ath (Belgien) tritt ein solcher Umzugsriese auf. Ein Attribut des Lungauer Riesen ist ein Unterkieferknochen eines Esels, mit dem der biblische Samson tausend Philister erschlagen haben soll. Weiters zeichnen ihn Schwert, Hellebarde, Helm, Bart und langes Haar aus. (Dieses begründete seine unbezwingbare Stärke.) Umzüge mit der Samsonfigur erinnern an barocke Fronleichnamsprozessionen. Der Aufbau wird von einem Mann auf den Schultern getragen, obwohl der Riese 80 kg schwer und 5 m hoch ist. Samson geht eine Runde durch den Ort und tanzt vor verschiedenen Personen, um ihnen die Reverenz zu erweisen. Man kann Samson und seine Begleiter - ein Zwergenpaar mit großen Köpfen und Hüten - zu Fronleichnam und anderen Terminen in mehreren Gemeinden des Bezirks Tamsweg bewundern: Mariapfarr, Muhr, Ramingstein, St. Andrä im Lungau, St. Margareten im Lungau, St. Michael im Lungau, Tamsweg, Unternberg, Wölting (Gemeinde Tamsweg).
Aus Tamsweg kam Samson in die Steiermark. 1746 verkaufte das Kapuzinerkloster den Murauern eine Figur um 28 fl. Sie kam bei Fronleichnamsprozessionen zum Einsatz, bis 1784 das erzbischöfliche Konsistorium das Tragen verbot. Dies geschah nun am Nachmittag des Fronleichnamstages oder bei anderen besonderen Anlässen mit festlicher Musikbegleitung. 1968 wurde vom damaligen Obmann der Murauer Bürgergarde, Apotheker Ernst Gasteiger, der Riese Samson wieder eingeführt. Die Körper stammt aus dem Jahr 1949, der Kopf von einer Figur aus Ramingstein. 2005 wurden beide Riesen von Mitgliedern der Bürgergarde renoviert. Auch in Krakaudorf (Steiermark) gibt es einen Umgangsriesen, der am Oswaldi-Sonntag, um den 5. August, mit den Schützen durch die Ortschaft zieht.
Das "Samsontragen im Lungau und Bezirk Murau" wurde 2010 in der Kategorie "Gesellschaftliche Praktiken" in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Quellen#
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003UNESCO
Siehe auch: