Sattler und Riemer#
Sattler und Riemer verarbeiteten vorwiegend das gleiche Material, nämlich Leder: die einen ursprünglich zu Sätteln, die anderen zu Gurten und Riemen. Die Sattler hatten allerdings gegenüber den Riemern den Vorteil, dass sie die schwierige und komplizierte Arbeit des Sattelmachens befähigte, auch das einfachere Riemerhandwerk auszuüben. Das führte dazu, dass sich die Riemer stets erbittert dagegen wehren mussten, im Sattlergewerbe aufzugehen.
Bei der pompösen Fronleichnamsprozession, die sich am 4. Juni des Jahres 1744 durch die Straßen der Wiener Innenstadt bewegte, marschierten die bürgerlichen Handwerkszünfte vor den Trinitariern, Karmelitern, Serviten, Augustiner Barfüßern, Paulanern, Kapuzinern, Minoriten, Franziskanern und Dominikanern. Die vierunddreißigste Abteilung bildeten die Sattler, an deren Spitze ein Altgeselle die schwere Zunftfahne mit dem Heiligen Georg trug, gefolgt von den Riemern, auf deren Fahne wiederum der Apostel Paulus mit dem Schwert in der Linken mit goldenen Litzen eingestickt war.
Die rasante Entwicklung des Kutschwagenbaus brachte für das Sattlerhandwerk ein breites und lukratives Betätigungsfeld. Sitzpolsterungen, Innentapezierungen, lederne Verdecke und wasserdichte Überzüge aus Wachsleinwand gehörten ebenso dazu wie Riemenzeug, Lederkoffer und Reisetaschen.
Die wichtigsten Werkzeuge der Sattler und Riemer waren Ahlen und Nadeln zum Nähen, Sattlerross und Sattlerzange als Hilfsgeräte zum Nähen, die Sattlermonde zum Schneiden (ähnlich einem Wiegemesser, allerdings mit nur einem Griff), Locheisen, Reifelhölzer zum Einprägen von Zierlinien und Kummetstöcke, die als Modell für Pferdehälse dienten. Nicht wenige Sattlermeister gingen dazu über, sich ganz dem Kutschenbau zuzuwenden.
Quellen#
- Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010