Schloss Anif#
Gemeinde: Anif
Salzburg, Anif
Katastralgemeinde: Anif
In einem herrlichen Park mit einem 4 ha großen Teich gelegenes Schloss, das durch eine einfache dreijochige Brücke mit dem Ufer verbunden ist. Der Kern des Baus ist heute noch spätmittelalterich. Das Schloss wurde aber nach der Art der englischen Schlössergotik umgebaut (1838-48). Es ist heute der früheste neugotische Bau in Österreich.
1218 werden die Herren von Anif mit den zwei Brüdern „de Anive“ erstmals urkundlich erwähnt. Vermutlich ging die Herrschaft nach dem Aussterben der Familie in den Besitz des Erzbischofs von Salzburg über.
Seit dem 14. Jh. ist ein erzbischöfliches Urbaramt, also ein Verwaltungssitz für die dort gelegenen Ländereien des Erzbistums, bezeugt.
1530 vergab Kardinal Matthäus Lang Anif als Leibgeding an Dr. Niclas Ribeisen, Kanzler des Erzstiftes und Rat Kaiser Karls V. Er renovierte und vergrößerte die Anlage. Diese dürfte damals im wesentlichen aus einem einfachen, rechteckigen Wohnturm bestanden haben. Er ist heute im südlichen Teil des Hauptbaues integriert. Danach gehörte Anif verschiedenen Adelsfamilien, darunter die Kuen-Belasy, Kuenburg und Kuefstein, als Lehen.
Zwischen 1689 und 1693 ließ der Salzburger Erzbischof Johann Ernst Graf Thun größere Erweiterungsarbeiten durchführen. Damals entstand praktisch die rechte Hälfte des heutigen Schlosses einschließlich der Eingangshalle und der angrenzenden Hofflügel. Danach wurde es dem Fürstbischof von Chiemsee, Sigmund Ignaz von Wolkenstein, verliehen.
Bis zur Säkularisation von 1803 benützten zehn Fürstbischöfe das Schloss als Sommerresidenz. Da es jedoch immer weniger bewohnt wurde, ließ die Pflege zu wünschen übrig. Erst der letzte Fürstbischof, Sigmund Christoph Graf Waldburg-Zeil, ließ es renovieren. Er ist auch der Schöpfer des englischen Landschaftsparks. Es gelang ihm auch nach Auflösung des Bistums Chiemsee seinen bisherigen Sommersitz um 1000 Goldgulden zu kaufen. Nach seinem Tod im Jahre 1814 erwarb der ehemalige Brauhausverwalter von Kaltenhausen, Ulrich Payer, das Schloss. Er veräußerte es 1837 an den bayerischen Grafen Alois von Arco-Stepperg. Er plante das Schloss nach englischen Vorbildern umzugestalten und beauftragte den Architekten Heinrich Schönauer. Nach 10-jähriger Bautätigkeit (1838-1848) entstand das Schloss so, wie es sich heute präsentiert.
Nach seinem Tod 1891 gelangte Anif durch die Ehe seiner Tochter Sophie mit dem bayrischen Reichsrat Ernst Graf von Moy an die Familie der Grafen von Moy de Sons, in deren Besitz sich Schloss und Park noch heute befinden.
Zu einer historischen Begebenheit kam es am 12. November 1918, als König Ludwig III von Bayern im Schreibzimmer des Schlosses eine Erklärung verfasste, die seine Beamte, Offiziere und Soldaten von dem ihm geleisteten Eid entbanden, was das Ende der Monarchie in Bayern bedeutete.
Anif, mit seiner vollendeten Einrichtung (Vertäfelungen, kunstvoll gearbeiteten Kassettendecken, Wendeltreppen sowie Möbelstücke), ist ein typisches Beispiel für die zarte romantische Form der frühen Neugotik. Repräsentationsräume im zweiten Stock: Zentraler Raum ist der Große oder Rote Saal. Er war einst der Speisesaal der Fürstbischöfe. Der Gelbe Salon mit einer bemerkenswerten Kassettendecke: hier befand sich einst eine Sammlung chinesischer Vasen. Der anschließende Grüne Salon: seine Decke ist als Fächergewölbe ausgebildet. Der große Speisesaal hat hohe Spitzbogenfenster und insgesammt ein mittelalterliches Gepräge. Im heutigen Bibliothekszimmer steht ein bunter Kachelofen mit figürlichen Kacheln nach alten Motiven. Im Turm befand sich früher eine bedeutende Waffensammlung, diese wurde jedoch 1936 verkauft.
Der heutige Besitzer ist selbst Kunsthistoriker und betreut das Schloss mit größtem Verständnis.
Eigentümer: DDr. Johannes Graf Moy
Weiterführendes#
- Schloss Anif (Austria-Wiki)
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio Salzburg, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Salzburg: Stadt und Land, bearb. von Bernd Euler, Ronald Gobiet, Horst R. Huber, Roswitha Juffinger, Wien 1986, Seite 15f.