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Schloss Grafenegg#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Bezirkshauptmannschaft: Krems Niederoesterreich, Krems

Gemeinde: Etsdorf-Haitzendorf Niederoesterreich, Etsdorf-Haitzendorf

Katastralgemeinde: Grafenegg Niederoesterreich, Grafenegg



Schloss Grafenegg im 19. Jahrhundert im historischen Tudorstil nach Plänen von Leopold Ernst erbaut. Niederösterreich. Photographie von Gerhard Trumler. 2000., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Schloss Grafenegg im 19. Jahrhundert im historischen Tudorstil nach Plänen von Leopold Ernst erbaut. Niederösterreich. Photographie von Gerhard Trumler. 2000.
© IMAGNO/Gerhard Trumler

Romantisches Schloss im Stil der englischen Schlössergotik. Von der ehem. Renaissanceanlage um einen rechteckigen Hof sind die Eckbastionen, der Wassergraben und die Steinbrücke noch erhalten. Die Kapelle, der Rittersaal, die Bibliothek, Kachelöfen in bester Qualität und hervorragende Holzschnitzarbeiten sind der künstlerische Höhepunkt dieses Schlosses.

1294 wird Grafenegg unter dem Namen Espersdorf erstmals erwähnt. Damals bestanden an der Stelle des heutigen Schlosses lediglich eine Hofstätte und eine Mühle. Seit 1435 wird ein "Festes Haus mit Mauer und Graben" bezeugt. Damals war es bereits ein landesfürstliches Lehen. Im Laufe seiner Geschichte wechselte Grafenegg oft seine Besitzer und mehrmals seinen Namen.
1450 belehnte Kaiser Friedrich III. Ulrich von Grafeneck mit dem Gut. Ulrich dankte es ihm nicht, rebellierte gegen den Kaiser und schloss sich dem ungarischen König Matthias Corvinus an. 1477 musste er Grafenegg gegen eine Abfertigung an Friedrich III. wieder abtreten und das Land verlassen.
1495 verkaufte es Kaiser Maximilian I. an Heinrich Prüschenk, Freiherrn von Stettenberg, der am Schloss größere bauliche Veränderungen vornahm. Aus dieser Zeit stammen der Ost- und der Südflügel.

1536 kam Grafenegg in den Besitz des Bernhard I. Thurczo von Bethlenfalva, auf ihn geht auch die Errichtung des Renaissanceportals (1538) zurück. Die Thurczos blieben bis 1599 Herren von Grafenegg. Durch Heirat gelangte es 1607 an die Familie Saurau. 1622 verkaufte Karl Freiherr von Saurau die Herrschaft an die Freiherren Johann Baptist und Johann Peter von Verdenberg. Johann Baptist wurde 1633 Alleinbesitzer. Er erbaute große Teile des Renaissanceschlosses, so die Kapelle und den Meierhof. Die Räume wurden mit Tapisserien, Gemälden und feinsten Textilien ausgestattet.
Während des Dreißigjährigen Krieges standen in den Wallhäusern Kanonen. 1646 gelang es den Schweden nach kurzer Belagerung das Schloss einzunehmen und drei Monate lang besetzt zu halten.

August Graf Breuner (1796-1877) ist der Schöpfer des neuen Schlosses. Es wurde nach Entwürfen des Architekten Leopold Ernst umgestaltet; mit der Innenarchitektur des Ludwig Wechtler und dem prächtigen englischen Landschaftsgarten wurde in Österreich diese Kunstrichtung zum ersten Mal in die Tat umgesetzt.
1689 ging die Herrschaft Grafenegg an den aus den Niederlanden stammenden Johann Ferdinand Graf von Enckevoirt über. Sein Sohn Wenzel Adrian starb 1738. Über Wenzel Adrians Schwester Maria Antonia Gräfin Rottal und deren Tochter Maria Franziska Emanuela kam das Schlosß an den Grafen Anton Breuner. Antons Sohn Borromeus Graf Breuner-Enckevoirt erbaute im Schlosspark das Theaterhaus und setzte Platanen im Park.
1809 quartierte sich im Schloss der französische Marschall Marmont mit seinem Stab ein. Auch Napoleon übernachtete hier.

Schloß Grafenegg bei Etsdorf Niederösterreich 1294 urkundlich erwähnt 1840 bis 1873 von Leopold Ernst in englischer Schlössergotik umgebaut. Photographie von Gerhard Trumler um 1990., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Schloß Grafenegg bei Etsdorf Niederösterreich 1294 urkundlich erwähnt 1840 bis 1873 von Leopold Ernst in englischer Schlössergotik umgebaut. Photographie von Gerhard Trumler um 1990.
© IMAGNO/Gerhard Trumler

August Ferdinand Graf Breuner-Enckevoirt besaß einen der größten landwirtschaftlichen Betriebe Niederösterreichs. Er verbrachte einige Jahre in England, wo er mit der „Tudor-Gotik“ in der Schlossarchitektur vertraut wurde. Nach seiner Rückkehr beauftragte er 1840 den späteren Dombaumeister von St. Stephan in Wien, Leopold Ernst, mit dem romantischen Umbau von Grafenegg. Dabei wurde ein ländlicher Herrensitz des 17. Jh. in ein visionäres Traumschloss verwandelt. Es diente vorerst ausschließlich der Repräsentation.
Leopold Ernst starb 1862. Sein Sohn Hugo setzte das Werk fort. Die Arbeiten fanden erst 1873 durch den Wiener Börsenkrach, bei dem die Grafen Breuner einen großen Teil ihres Vermögens verloren, ein jähes Ende. Die geplante mächtige Kuppel über dem Südosttrakt wurde nicht mehr ausgeführt. Damit ist der ehemalige Burgcharakter besser erhalten geblieben. Mit August Johann Graf Breuner-Enckevoirt erlosch die Familie.
Von der Familie Bräuner gingen Schloss und Herrschaft an den Fürsten Ratibor über. 1884 kam es im Schloss zu einem Brand, der großen Schaden anrichtete. 1887/88 wurden noch im Südosten ein hallenartiger Gartensaal und im Osten die über 35 m lange Bibliothek errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg waren im Schloss landverschickte Kinder, Flüchtlinge und Soldaten untergebracht. 1945 wurde es von der russischen Besatzungsmacht als „Deutsches Eigentum“ beschlagnahmt und bis 1955 als USIA-Besitz verwaltet. Dies bedeutete für das Schloss Devastierung und Ausplünderung. Alles Brennbare wurde verheizt, wozu auch die Bibliothek und das Archiv gehörten.
Nach der Rückgabe der Halbruine 1955 an die Familie wurde Franz Albrecht, der Sohn des 1945 verstorbenen Herzogs von Ratibor, neuer Schlossherr. Er war 1926 von seiner Großtante Clementine Prinzessin von Metternich-Sándor, einer Enkelin des österreichischen Staatskanzlers Clemens Wenzel Lothar Fürst Metternich, adoptiert worden.
Er ließ Grafenegg, das von vielen Fachleuten bereits aufgegeben worden war, ab 1967 durch großes Engagement und unter Mithilfe von Bund und Land Niederösterreich, mit großem Aufwand wiederherstellen und machte es der Öffentlichkeit zugänglich. Mittlerweile hat er das Schloss seinem Sohn Tassilo übergeben.

Als Kulturzentrum hat Grafenegg längst überregionale Bedeutung. Besonders beliebt sind bei den Erwachsenen die Schlosskonzerte in der ehemaligen Reitschule und bei den Kindern der Grafenegger Advent, der meist am zweiten Adventwochenende stattfindet. Ansonsten finden hier regelmäßig Ausstellungen und andere kulturelle Ereignisse statt. In der Schlosstaverne sind ein Restaurant und ein kleines Hotel untergebracht.


Eigentümer: Tassilo Metternich-Sandor, Herzog von Ratibor


Blick auf Schloß Grafenegg aus dem Schloßpark. Photographie von Gerhard Trumler 2000., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Blick auf Schloß Grafenegg aus dem Schloßpark. Photographie von Gerhard Trumler 2000.
© IMAGNO/Gerhard Trumler

Schloss Grafenegg bei Krems, © Österreich Werbung
Schloss Grafenegg bei Krems
© Österreich Werbung

Blick vom Park Grafenegg auf das neugotische Schloss. Photographie. 2000., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Blick vom Park Grafenegg auf das neugotische Schloss. Photographie. 2000.
© IMAGNO/Gerhard Trumler
Steinerner Löwe als Wappenhalter im Schlosspark von Grafenegg. Photographie. 2000., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Steinerner Löwe als Wappenhalter im Schlosspark von Grafenegg. Photographie. 2000.
© IMAGNO/Gerhard Trumler

Steinernes Wasserbecken als architektonisches Detail im Schlosspark von Grafenegg. Photographie. 2000., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Steinernes Wasserbecken als architektonisches Detail im Schlosspark von Grafenegg. Photographie. 2000.
© IMAGNO/Gerhard Trumler

Antikisierende Skulpturen im Schlosspark Grafenegg. Photographie. 2000., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Antikisierende Skulpturen im Schlosspark Grafenegg. Photographie. 2000.
© IMAGNO/Gerhard Trumler
Die Vorwerke von Schloss Grafenegg ragen weit in den umgebenden Park hinein. Niederösterreich. Photographie. 2000., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Die Vorwerke von Schloss Grafenegg ragen weit in den umgebenden Park hinein. Niederösterreich. Photographie. 2000.
© IMAGNO/Gerhard Trumler

Englischer Landschaftspark des Schlosses Grafenegg mit immer neuen Aus- und Durchblicken. Niederösterreich. Photographie. 2000., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Englischer Landschaftspark des Schlosses Grafenegg mit immer neuen Aus- und Durchblicken. Niederösterreich. Photographie. 2000.
© IMAGNO/Gerhard Trumler

Schloss Grafenegg etwa 200 Jahre vor dem Umbau in neugotischem Stil. Stich vermutlich von Georg Matthäus Vischer. Ende des 16. Jh., © IMAGNO/Gerhard Trumler
Schloss Grafenegg etwa 200 Jahre vor dem Umbau in neugotischem Stil. Stich vermutlich von Georg Matthäus Vischer. Ende des 16. Jh.
© IMAGNO/Gerhard Trumler
Schloss Grafenegg bei Krems, Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC
Schloss Grafenegg bei Krems
Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC

Detail der Decke im Großen Salon., Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC
Detail der Decke im Großen Salon.
Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC

Die sogenannten Wallhäuser an den Ecken der Befestigungsmauer hinter dem Wassergraben stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert., Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC
Die sogenannten Wallhäuser an den Ecken der Befestigungsmauer hinter dem Wassergraben stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert.
Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC
Schlosskapelle, Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC
Schlosskapelle
Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC

Schlossbrücke und Torbau, Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC
Schlossbrücke und Torbau
Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC

Turm am Osttrakt von Schloss Grafenegg, Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC
Turm am Osttrakt von Schloss Grafenegg
Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC

Westtrakt, Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC
Westtrakt
Foto: Mueffi. Aus: WikiCommons unter CC


Weiterführendes#


Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch 2010 und 2019 mit folgenden Quellen aktualisiert:

  • www.burgen-austria.com
  • Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
  • mit Webrecherchen.

Literatur#

  • Dehio Niederösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau, bearb. von Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Wien 1990. Seite 303ff