Schloss Greillenstein#
Gemeinde: Röhrenbach
Niederoesterreich, Roehrenbach
Katastralgemeinde: Greillenstein Niederoesterreich, Greillenstein
Herrlicher Bau mit Renaissancehof, barocken Steinfiguren und Vasen; Hauptfassade von 1700; Brücke über den Schlossgraben mit barocken Figuren; im Inneren schöne Türen und Kamine aus dem späten 16. Jahrhundert; gemalte Holzdecke von 1590, Rokokoöfen von 1770; Gemälde vom 17. bis zum 19. Jahrhundert; Schlosskapelle mit Kanzel um 1600, Statue der hl. Anna und Altar von 1604; „Große Bibliothek" mit etwa 7000 Bücher vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert; „Kleine Bibliothek“ mit Bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert, Originalholzdecke von 1590; in unteren Räumen vollkommen erhaltene Gerichtsstube aus dem 17./18. Jahrhundert; Badestube aus der Renaissancezeit (um 1590): holzvertäfelter Umkleideraum, Heizanlage, Raum für Warm- und Raum für Kaltbäder, einzigartige Badeanlage in Österreich.
Im 200 m² großen sechsachsigen Festsaal, der den gesamten Westflügel einnimmt, werden heute Bilder, Dokumente und Erinnerungsstücke aus der Familiengeschichte gezeigt.
Im barocken Schlosspark standen ursprünglich vierzig groteske Zwerge aus Sandstein, Neun davon haben 'überlebt'. In einer Nische haust ein großer steinerner Drache, der Teil einer großen Wasserspielanlage im Park war. Ein großer Brunnen mit der spätbarocken Steinfigur des hl. Florian; dahinter lange Lindenallee.
Die das Hauptgebäude umgebenden Wirtschaftsgebäude sind teilweise noch im Gebrauch, teilweise ruinös. Unweit des Schlosses befindet sich in Röhrenbach die Gruftkapelle der Kuefstein mit einem Kuppelfresko von Paul Troger.
Zwischen 1210 und 1313 wird das Geschlecht der Grellen genannt. 1313 wird erstmals von einer kleinen Wehrburg berichtet, die sich damals in deren Besitz befand. 1371 wurde die Anlage erstmals urkundlich erwähnt. Nach seinem Aussterben ging die Burg an die Dachbeckh (Dachsberg) und Volkra über. Seit 1534 im Besitz des Grafen Hans Lorenz von Kuefstein . Sein Sohn Hans Georg III. ließ die alte Feste abreißen und an ihrer Stelle zwischen 1570 und 1590 das heutige Renaissanceschloss errichten, das in seinen Ausmaßen bis heute unverändert erhalten blieb. Das Schloss diente zu Repräsentationszwecken und bis 1848 als Verwaltungssitz der Grundherrschaft.
1576 kaufte Hans Georg II. Freiherr von Kuefstein Schauenstein. Trotz der protestantischen Gesinnung der Familie Kuefstein blieb sie dem Kaiser stets ergeben, aber es kam immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem benachbarten Stift Altenburg.
Im Dreißigjährigen Krieg blieb Greillenstein von Verwüstungen verschont, doch musste Hans Jakob Freiherr von Kuefstein 1620 das Schloss verlassen, als es vom Führer der Katholischen Liga, Kurfürst Maximilian von Bayern, besetzt wurde.
Greillenstein war kurzzeitig katholisches Hauptquartier. Hier trafen sich Kurfürst Maximilian, Graf Tilly und Feldmarschall Graf Bouquoy. Später wurde das Schloss kampflos von schwedischen Truppen besetzt. Hans Ludwig Freiherr von Kuefstein trat 1627 zum katholischen Glauben über und konnte so die Herrschaft für seine Familie retten.
1634 wurde der Herrschaft durch Kaiser Ferdinand II. die hohe Gerichtsbarkeit verliehen.
Das 18. Jahrhundert brachte dem Schloss Jahre des Friedens und des Wohlstandes. 1720 ließ Hans Leopold Graf Kuefstein das Schloss vorsichtig barockisieren. Damals erhielt es seinen heutigen Haupteingang im Mittelturm der Südseite. Um 1770 erfolgte eine Erneuerung der Innenausstattung.
Während der Napoleonischen Kriege wurden 1809 über tausend französische Soldaten und 1400 Pferde einquartiert und verpflegt.
Als diese abgezogen waren, war das Schloss so devastiert und die finanzielle Basis der Herrschaft so zerrüttet, dass Johann Ferdinand III. Graf Kuefstein Greillenstein dem Kaiser zum Kauf anbot, was dieser aber ablehnte. Bis 1815 konnten die Schulden abgebaut und die Schäden behoben werden.
Nach der Auflösung der Grundherrschaften verlor das Schloss 1848 seine Aufgabe als Amtsgebäude. Die Kuefsteins waren Diplomaten und wohnten meist nicht hier, so dass die Originaleinrichtung des Gerichtssaales sowie des Archivs erhalten blieb.
Die russische Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg überstand das Schloss Dank eines gebildeten russischen Offiziers, der es bewachen ließ, schadlos.
Das Gebäude ist seit 470 Jahren im Privatbesitz der Familie Kuefstein. Es ist seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr bewohnt sondern dient als Museum. Allerdings wurde die nach dem Zweiten Weltkrieg hier eingerichtete Strafrechtssammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums wieder geschlossen, so dass Greillenstein heute vorwiegend als Familienmuseum agiert. Man entschied sich das Haus Besuchern zu öffnen, um ein lebendiges Bild des Lebens vom Mittelalter bis 1848 zu vermitteln.
Das Schloss war eines der ersten, das als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. In den letzten Jahren wurde das Gebäude weitgehend renoviert.
Eigentümer: Karl Kuefstein (ehem. Graf)
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio Niederösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau, bearb. von Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Wien 1990. Seite 309ff