Der Schwanzhämmerschmied#
In Ybbsitz Ybbsitz blickt das Schmieden auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück. Manche Schmiededynastien, die früher in Anspielung auf ihr Handwerk und ihren beachtlichen Wohlstand gerne als "Schwarze Grafen" bezeichnet wurden, können auf eine über 200 Jahre lange Familientradition zurückblicken.
Hier in Ybbsitz ist - wenn auch nicht urkundlich belegbar - der erste Betrieb an der Stelle des heutigen - seit 1978 denkmalgeschützten - Hammerwerks bereits im 15. Jahrhundert zu vermuten.
Über die Jahrhunderte war das Hammerwerk im Besitz vieler verschiedener Hammerherren, doch 1975 musste der gewerbliche Betrieb der Schaufelschmiede in Ybbsitz endgültig eingestellt werden.
1999 erwarb Sepp Eybl, ein Schmied und Künstler, diese 500 Jahre alte Hammerschmiede und restaurierte das montanhistorische Kleinod samt originalem Inventar in mühevoller Kleinarbeit mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes und der Kulturabteilung des Landes NÖ.
Sämtliche Schmiedemaschinen und Werkzeuge wurden wieder instand gesetzt und sind funktionstüchtig. Einzigartig sind die zwei sogenannten "Schwanzhämmer"[1] – die ersten Schmiedemaschinen überhaupt, die sich der Mensch erdacht hat.
Seit 2003 wird nun die historische Schaufelschmiede als "offenes" Atelier des Besitzers und freischaffenden Metallkünstlers Sepp Eybl genutzt.
In enger Kooperation mit der Gemeinde Ybbsitz und dem Kulturpark Eisenstraße-Ötscherland wird das einmalige Ensemble auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Schülern der Region werden im Werkunterricht die Grundbegriffe des Schmiedens nahegebracht, Gruppenreisende können Schmiedevorführungen buchen, Metallgestalter und Künstler aus ganz Europa erweitern im europäischen Schmiedezentrum Ybbsitz und im Hammerwerk Eybl bei Spezialkursen ihr Wissen.
Außerdem wird das außergewöhnliche historische Ambiente als Ort für kulturelle Veranstaltungen (z.B. Jazzkonzerte, Lesungen etc.) genutzt und gut besucht.
"Schmieden in Ybbsitz" wurde 2010 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich (Bereich "Traditionelle Handwerkstechniken") aufgenommen.
[1] Bereits seit dem Mittelalter machten sich die Schmiede die Kraft des fließenden Wassers zunutze, indem sie es in künstlichen Teichen aufstauten und damit - entsprechend der Mühlentechnik - ein Wasserrad und damit Schmiedehämmer antrieben.
Ein Hammer ist im Grunde nichts anderes als der "verlängerte Arm des Schmiedes", angetrieben durch das Gewicht des fallenden Wassers auf das Wasserrad. Ein Schwanzhammer ist ein Hammer mit einer rückwärtsgebogenen Verlängerung des Stiels, so dass dieser einen zweiarmigen Hebel bildet (mit Hilfe dieser Verlängerung wird er durch eine Daumenwelle gehoben). Schwanzhämmer wurden in Sensenhämmern eingesetzt, sie waren aber auch in der Schmiedeeisenherstellung finden.
Sensenerzeugung in Oberösterreich, 1934 (Video Album)
Quellen#
- Hammerwerk Eybl
- Meisterstraße Niederösterreich
- Ybbsitz
- Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich