Silhouettenschneider#
Silhouettenschneider zeichneten (silhouettierten) den an die Wand projizierten Schatten (Schattenriß) einzelner oder mehrerer Personen als Brustbild oder ganze Figur, verkleinerten dann die Darstellung meist mit Hilfe eines Storchschnabels und malten sie entweder mit schwarzer Tusche an oder schnitten sie mit der Schere aus schwarzem Papier aus. Das Portrait à la silhouette wurde auch in Kupfer gestochen oder in Holz geschnitten und vervielfältigt. Weitere Motive der »schwarzen Kunst« waren Pflanzen und Tiere sowie genrehafte und humoristische Szenen.
Der Schattenriß entstand im Orient und wurde im 18. Jahrhundert von Frankreich aufgegriffen, wo auch die – ursprünglich spöttisch gemeinte – Bezeichnung Silhouette aufkam, benannt nach dem Finanzminister Ludwigs XV., Étienne de Silhouette, dessen Sparmaßnahmen anstelle der teuren Porträtmalerei das wohlfeile Schattenbild begünstigten. In Deutschland und Österreich griff »die Silhouettomanie um sich wie eine Seuche«, die Silhouetteure, unter ihnen viele Wanderkünstler und Dilettanten, waren bis zur Verbreitung der Photographie eifrig und »auf die geschickteste Art« am Werk, und ihre Miniaturen zierten Wohnzimmer, Stammbücher und Stammbäume, Alben, Medaillons, Ringe, Armbänder, Berlocken, Gläser und dergleichen. »Fast in jedem Hause von Distinktion sieht man zwar nur schwarze Bilder, aber sie sind dennoch mit so vieler Genauigkeit gezeichnet, daß einer nur ein exlavaterisches und äußerst blödsinniges Physiognomistengesicht haben müßte, wenn er daraus nicht wenigstens die Hauptspuren der charakteristischen Beschaffenheit zu entnehmen Anlage genug hätte«, bemerkte ein Herr von Aichenstein in seinem 1782 erschienenen Büchlein über das Schattenschneiden.
Quellen#
- Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010
Siehe auch: