Der Speierling ist eine alte Obstart, die schon bei den Griechen bekannt war und im Mittelalter häufig in Klostergärten angepflanzt wurde. Danach geriet der Speierling eher in Vergessenheit und wurde als kaum bekannte Baumart 2008 zum Baum des Jahres gewählt um diesen seltenen Baum – es gab 2008 nur noch etwa 500 „erwachsene“ Speierlingbäume in Österreich! - wieder stärker bekannt zu machen. Auch in Deutschland wurden in diesem Jahrtausend verstärkt Exemplare in Wäldern, auf Streuobstwiesen und in Obstgäten ausgepflanzt.
Ursprünglich stammt der Speierling aus Südeuropa, Kleinasien, Transkaukasien und Nordostafrika, er wurde aber schon sehr früh in Mitteleuropa eingebürgert und ist seit mehr als 1.000Jahren vor allem in Weinbaugebieten als Obstgehölz in Verwendung. Die Früchte des Speierlings sind kugelig-apfelförmig bis birnenförmig mit einer Größe von 2-5cm. Sie reifen im September und Oktober und werden bei vollreife teigig. Die Früchte enthalten viel Phenol und sind aufgrund des herb-sauren Geschmacks roh nicht zu essen, können jedoch verarbeitet werden. In Marmeladen zusammen mit anderen Früchten (Apfel, Birne, Quitte) geben sie eine besondere Geschmacksnote und als Mostzusatz können sie durch ihren hohen Tanningehalt die Haltbarkeit verbessern.
Neben der Fruchtnutzung ist aber aufgrund des adstringierenden Geschmacks der Früchte ist anzunehmen, dass die Früchte vor allem auch als Heilmittel verwendet wurden. Volksmedizinisch wurden die Früchte bei Durchfallerkrankungen angewendet.
Man nimmt an, dass sich der Name Speierling aus dem Wort „speien“, ausspucken ableitet und andeutet, dass man diese Frucht aufgrund des Geschmacks gerne wieder ausspuckt. Der Speierling ist ein recht großer, breitkroniger Baum, der erst nach 8-20 Jahren zu blühen beginnt und Früchte trägt, sie können ein Alter von 150 Jahren erreichen. Das Holz des Speierlings ist das schwerste aller europäischen Labholzarten, feinfaserig und hart und daher von Drechslern, Bildhauern und Tischlern sehr geschätzt. Es findet heute aber vor allem im Werkzeug- und Musikinstrumentebau Verwendung: vor allem Blasinstrumente wie Flöte oder Dudelsack werden aus Speierling angefertigt.
Früher war der Speierling eine charakteristische Baumart für Laubwälder die noch bis vor 100 Jahren als „Mittelwaldbetrieb“ bewirtschaftet wurden. Durch die Zunahme der Hochwälder wurde der Speierling zunehmend verdrängt. Auch der Schorfpilz, der vor allem Früchte, Jungpflanzen und Triebe befällt, stellt ein Problem für den Speierling dar, so wie auch Rindenkrebs und der Feuerbrand.
Bei einer Neupflanzung des Speierlings sollte darauf geachtet werden autochtones Material, das heißt Pflanzenmaterial aus Österreich und am besten der Region zu verwenden, um den Speierling nicht noch weiter durch andere verwandte Arten zu dezimieren.
Literatur:
- Siegrid Hirsch und Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten, A&M, Freya Verlag Linz, 2008, S.130
- [1]Helmut Pirc: Wildobst und seltene Obstarten im Hausgarten, Leopold Stocker Verlag Graz, 2009, S. 34-36
- Baum des Jahres: Der Speierling. www.wald.or.at Zuletzt aufgerufen: April 2012