Die Stahelschützen von Bad Aussee Bad Aussee, Steiermark #
Der Faschingmontag ist ihr großer Tag#
"Stahel" wird heute noch im Salzkammergut die alte traditionelle Armbrust nach der Stahlspitze ihres Bolzens genannt. Schon den Chinesen war sie bekannt, von den Römern wurde sie aus dem Orient übernommen und als leichte Hand-, aber auch als schwere Wagenwaffe verwendet. In Mitteleuropa setzte sie sich erst verhältnismäßig spät durch und fand stärkere Verbreitung im 12. Jhdt. als Kriegswaffe. Es gab ganz große Armbrüste, die zur Verteidigung von Festungen sogar Kugeln über eine Laufrinne verschossen. Nach der Entwicklung der Handfeuerwaffen trat sie in den Hintergrund, hielt sich aber als Jagdwaffe bis ins 18. Jahrhundert und als „Schützenwaffe" weithin bis ins 19. Jhdt. - nur im Salzkammergut hat sie bis heute überlebt!
Als Jagdwaffe war die Armbrust mit einem Eibenholz und später einem Stahlbogen ausgestattet und mit einer starken geflochtenen Sehne aus tierischem oder pflanzlichem Material versehen. Die Sehne wurde im einfachsten Fall durch Hand, später durch einen am Gürtel des Schützen angebrachten Spannhaken oder aber durch eine flaschenzugähnliche Hebelvorrichtung gespannt. Der große Bedarf an Armbrustbögen dezimierte in unseren Breiten übrigens die Eibenwälder, so daß heute zum Beispiel im gesamten Bundesgebiet nur noch in Traunkirchen ein kleiner geschlossener Eibenbestand vorhanden ist. Auf der Grebenzen bei St. Lambrecht wurde jahrzehntelang die „letzte Eibe" des Gebietes gezeigt, alle anderen Bäume wurden schon im frühen Mittelalter geschlägert und vor allem nach Deutschland exportiert.
Die Adeligen und ihre Jäger konnten mit großer Durchschlagskraft den Holzbolzen mit Stahlspitze ins Ziel bringen. In den landesfürstlichen Revieren des Salzkammergutes durften jedoch nur die Privilegierten jagen, und daher war grundsätzlich auch der Besitz einer Armbrust verboten. Die „Hallinger", wie die Salinengewerken in Aussee auch genannt wurden, setzten jedoch schon 1435 die Erlaubnis zum Besitz der Armbrust durch.
Jahrzehnte später wurden im Ausseerland sogar schon Schützengesellschaften gegründet - 1585 ist dies urkundlich belegbar. Neben den offiziell anerkannten Schützengesellschaften gab es aber auch die sogenannten Winkelschützen, die „sich unterstanden", bei Tavernen verbotenes „Freischießen" mit dem „Stahel" abzuhalten.
1782 wurde die „Eselsbacher Stahelschützengesellschaft" gegründet (Eselsbach ist ein Ortsteil von Bad Aussee), die nun bereits auf eine mehr als zweihundertjährige Tradition zurückblicken kann. Ursprünglich wurde an verschiedenen Plätzen in Bad Aussee geschossen; seit 1896 (!) geschieht dies aber beim vulgo Moser in Eselsbach Nr. 7. Auch heute noch wird dort die Tradition hochgehalten und der alte „Stahel" mit dem Ebenholzbogen und dem „aufgelegten kurzen Bolzen" verwendet. - Es ist nicht leicht, mit einer Armbrust zu ähnlichen Trefferleistungen wie mit einer Feuerwaffe zu kommen. Die geringe Geschwindigkeit des Bolzens verlangt eine besonders ruhige Hand des Schützen.
Ein großer Tag ist in Aussee der Faschingmontag (es wird aber auch zu anderen Festtagen während des Jahres geschossen): Der Schießstand sowie die 14 Meter entfernte Scheibenwand sind mit Reisig und Fähnchen geschmückt. Der „Zieler", eine merkwürdig gekleidete Person, zeigt den Erfolg mit Juchzern und bestimmten Gesten an. Er trägt eine weiße Hose, eine rote Bluse und einen hohen Spitzhut mit einem Fuchsschwanz.
Trifft ein Schütze ins Zentrum der Scheibe, so wird dieser „Tiefschuß" entsprechend gefeiert. Der „Zieler" jauchzt, läßt einen Knallkörper (bei besonderen Anlässen sogar einen Böller) krachen, wirft seinen Hut hoch und macht sogar noch einige Purzelbäume. Dann liegt er am Boden und rührt sich erst wieder, wenn der Schütze ein Schnapsl spendiert. Die „Schützenmusi" mit Seitelpfeifen und Trommeln spielt daraufhin einen „Schleunigen".
Wandertip#
„Rund um den Altausseersee": Den „schönsten Promenadenweg des Ausseerlandes" sollte man unbedingt einmal gegangen sein. 7,5 km lang fuhrt er fast eben dahin. Wir beginnen bei der „Seeklause" in Altaussee, ober uns grüßt der Loser herunter. Bald erreichen wir das „Strandcafe" und genießen einen schönen Blick hinüber auf Altaussee. Nun blinkt auch schon das Gipfelkreuz vom Trisselkogel herunter, je näher wir der Trisselwand kommen, umso schmäler wird unser Wegerl. Holzgeländer sichern einige steile Uferstellen, bergseitig kommen Rinnsale herab. Bald haben wir den See zur Hälfte umrundet, nun kommt der Dachstein mit der weißen Pracht des Hallstättergletschers beherrschend ins Bild. Von der Hauptwasserfläche etwas abgesetzt, liegt hier eine kleine, tiefgrüne Lakke, der „Ostersee". Nun wandern wir sehr romantisch unterhalb der Loserwände mit Blick zur gewaltigen Trisselwand weiter; der Wald tritt wieder bis an das Ufer heran, und wir gelangen zur „Jausenstation". An der „Wassermann-Villa" und am Friedhof gehen wir vorüber, kommen an der Kirche vorbei und sind bald wieder beim Ausgangspunkt. (Gehzeit 2 Std., Kompaß Wanderkarte „Dachstein/Ausseerland")
Quellen#
Text und Bild aus: Steirischen Geheimnissen und Kuriositäten auf der Spur, Hilde und Willi Senft, MEDIA Marketing G.m.b.H. 2000