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Krainer Tollkraut und Hexenprozesse#

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Krainer Tollkraut
Krainer Tollkraut
Foto: Kurt Stüber. Aus: WikiCommons unter CC

Im äußersten Westen der Steiermark, in Wildbad Einöd Wildbad Einöd, Steiermark (Bezirk Neumarkt), gedeiht eine der interessantesten Gift- und Drogenpflanzen an ihrem einzigen steirischen Standort. Es ist das Krainer Tollkraut (Scopolia carniolica) aus der Familie der Nachtschattengewächse, zu der auch andere Giftpflanzen, wie Tollkirsche, Stechapfel und Bilsenkraut gehören. (Wie der Name besagt, gedeiht es auch in Krain und einigen anderen Gebieten Sloweniens.)

Man findet die Pflanze im Auwald, direkt neben den Gebäuden der Badeanstalt, wo zu ihrer Bestandserhaltung sogar ein kleines Naturschutzgebiet eingerichtet wurde (Hinweistafeln!). Im Mai finden wir hier viele blühende Exemplare mit ihren braunvioletten, nickenden Blüten. - Alle Teile der Pflanze enthalten starke Gifte, wie Hyoscyamin, Atropin und Scopolamin.

Sogar in die Gerichtsmedizin fand das Gift des Krainer Tollkrauts unter der Bezeichnung „Wahrheitsdroge" Eingang. In genau dosierter, geringer Menge verursacht es einen leichten Dämmerschlaf, in dem der Mensch enthemmt, mitteilsam und kritiklos wird.

Als man in der Medizin die narkotische Wirkung dieser Pflanzengifte systematisch erforschte, erschienen auch Hexenwahn und Hexenprozesse in einem neuen Licht. Die berüchtigte „Grüne Salbe" der „Hexen" des Mittelalters, deren Zusammensetzung man heute kennt, bestand neben harmlosen Pflanzenextrakten auch aus den Alkaloiden des Krainer Tollkrautes und verwandter Nachtschattengewächse.

Durch streng kontrollierte Selbstversuche mit dieser Salbe weiß man heute, daß die menschliche Haut diese Gifte aufnimmt. Es entstehen Visionen der Schwerelosigkeit, des Fliegenkönnens und auch sexueller Orgien, bis der Körper in einen totenähnlichen Schlaf verfällt. Diese Traumerlebnisse waren von solcher Eindringlichkeit, daß sie später von den Betroffenen als Wirklichkeit empfunden wurden. Die Geständnisse der „Hexen" sind nicht alle erpreßt gewesen, sondern offensichtlich auch Erzählungen von Rauschgiftsüchtigen.

Nach Überlieferungen benützte man das Tollkraut auch dazu, um gute Freunde in einen enthemmten Zustand zu versetzen, wobei man sich an ihrer tollen Laune, ihrer Ausgelassenheit und ihrer sexuellen Erregtheit belustigte. Auch - allerdings sehr gefährliche - „Liebestränke" wurden daraus gemixt.

Quellen#

Text und Bild aus: Steirischen Geheimnissen und Kuriositäten auf der Spur, Hilde und Willi Senft, MEDIA Marketing G.m.b.H. 2000


Redaktion: Hilde und Willi Senft