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Wagnermeister#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
Ein Projekt von ServusTV in Zusammenarbeit mit dem Austria-Forum
Aus dem Videoclip
Bild 'Wagner'

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Bild 'Wagner3'

© ServusTV
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Der Mechaniker des Mittelalters war der Wagner. Neue Räder, Achsen, Kufen oder Speichen brachten diese Zunft ins Rollen. Bereits im 14. Jahrhundert finden Wagner in Schriften Erwähnung.

Wagner bauten Fahrzeuge für die Personen- und Güterbeförderung. Sie stellten insbesondere Handwagen, landwirtschaftliche Geräte, Kutschen, Anhänger und Aufbauten her. Wagner waren sowohl für das Gestell, einschließlich der Achsen, als auch für die Räder, Deichseln und Brücken verantwortlich. Zudem bauten Wagner Sportgeräte, wie Schlitten und Holzgeräte beispielsweise Leitern.


Hauptverarbeitungsmaterial der Wagner war Holz. Dabei griffen sie für die Herstellung der verschiedenen Bestandteile eines Fahrzeugs oder Geräts auf unterschiedliche Holzarten zurück und verarbeiteten Ulmen-, Linden-, Kiefern- oder Weidenholz. Die vielseitige Holzverarbeitung verlangte vom Wagner sehr viel Erfahrung und er kannte die verschiedenen Eigenschaften der Laub- und Nadelhölzer genau. Er wusste, wo die einzelnen Holzarten am besten wuchsen und wählte selber die Bäume aus, die er für seine Arbeit am besten verwenden konnte. Dabei achtete er auf Wuchsform, Härte und Biegsamkeit. Die wichtigsten Hölzer waren Fichte, Birke, Buche, Esche, Eiche, Ulme und Hainbuche. Wagner arbeiteten jedoch auch mit Metall und später mit Kunststoff.

Wagner um 1568
Ein Wagner um 1568
Aus: Wikicommons

Werkstatt eines Wagners
Werkstatt eines Wagners
Foto: Flominator Aus: Wikicommons unter CC


Ihre Produkte mussten stets solide gebaut sein, damit sie der täglichen Beanspruchung standhalten konnten. Sie übernahmen außerdem die anfallenden Reparatur- und Restaurationsarbeiten.

Das Berufsbild Wagner wurde durch die zunehmende Motorisierung in den Hintergrund gedrängt und schließlich vom Berufsbild Karosserie- und Fahrzeugbauer abgelöst.

Wichtige Arbeitswerkzeuge eines Wagners waren unterschiedlichste Hobelarten, verschiedene Sägen, Bohrer, Schraubzwingen und Stemmeisen.



Beruf des Wagners heute#

Er fertigt keine Massenartikel, sondern Wagen und sonstige fahrbare Untersätze für ganz spezielle Einsatzzwecke. Er ist der Experte, der sich für jede Aufgabe eine individuelle Lösung ausdenkt und diese dann auch baut – z. B. Schaustellerwagen, Fahrzeuge für Trabrennen, Wagen jeder Art für den Transport landwirtschaftlicher Güter, Ziergegenstände aus Holz oder Teile für den Bau von Segelflugzeugen.

Holzrad
Ein entstehendes Holzrad
Foto: Claus Ableiter Aus: Wikicommons unter CC

Ein Teil der ehemals von Wagnern hergestellten Produkte wird inzwischen nur noch von Industriebetrieben erzeugt, wobei der Fertigungsvorgang weitgehend automatisiert ist. Demgegenüber sind die verbliebenen Aufgaben durch traditionelle handwerkliche Herstellungsweisen charakterisiert.

Daneben gibt es aber auch heute Wagner, die dieses alte Handwerk wieder neu beleben - wie den Tischlermeister Gerhard Lammer:

er bringt eine besondere Liebe zur Restaurierung alter Eisenbahn- und Tramwaywaggons mit und hat u.a. schon Waggons der Linzer Lokalbahnen, der Klagenfurter Pferdetramway, der Zahnradbahnen Schneebergbahn sowie der Wiener Verkehrsbetriebe in kunstvoller Handarbeit (und tausenden von Arbeitsstunden) restauriert.


Werkzeuge eines Wagners
Werkzeuge eines Wagners
Foto: B. M. Askholm. Aus: Wikicommons unter CC

Arbeitsweise#

Die Wagner fertigen zunächst eine Zeichnung des gewünschten Werkstückes an. Sie berechnen die Belastbarkeit und die erforderliche Stärke von Achsen, Rädern, Treppen oder Rodelkufen. Dann wählen sie das benötigte Holz, das für alle Arbeiten vollständig trocken sein muss, aus. Danach werden die Einzelteile entsprechend der Zeichnung auf Band- oder Kreissägen zugeschnitten und mit Hobel- und Schleifmaschinen geglättet. Die für die Verbindung der Teile erforderlichen Vertiefungen bohren, stemmen und fräsen sie mit Maschinen und Handwerkzeugen heraus.

Für manche Werkstücke, wie etwa Rodelkufen, sind gebogene Holzteile erforderlich, die ausschließlich aus astfreiem, zähem Holz hergestellt werden müssen. Dieses machen die Wagner über Wasserdampf biegsam, biegen es dann über ein Modell und spannen es mit Schraubzwingen fest. Erst nach vollständiger Durchtrocknung nehmen sie es wieder ab. Dadurch behält es die Form. Sind alle Einzelteile vorgefertigt, setzen die Wagner sie zum fertigen Werkstück zusammen. Sie verbinden die Teile durch verschiedene Arten von Holzverbindungen (z.B. Verzapfen oder Verzahnen) sowie durch Verleimen und Verschrauben.

Bei der Oberflächenbehandlung des fertiggestellten Werkstücks beseitigen sie Späne und Verunreinigungen und schleifen die Holzoberfläche glatt. Produkte, die im Freien verwendet werden (z.B. Gartenmöbel), müssen sie zum Schutz gegen Witterungseinflüsse imprägnieren und lackieren oder abschließend beizen.

Quellen#


Redaktion: K. Ziegler