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Weidling, Agnesbrünnl#

(Gemeinde Klosterneuburg, Verwaltungsbezirk Wien-Umgebung)

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Agnesbrünnl bei Weidling
Agnesbrünnl
© Bezirksmuseum Döbling

Gegenwart
Auf einem Grundstück des Stiftes Klosterneuburg entspringt an der Wiener Stadtgrenze eine Quelle, die als Agnesbrünnl Eingang in Brauch und Sage fand. Die Quelle ist als Auslaufbrunnen gefasst. Die Waldparzelle wurde 1957 zum Naturdenkmal erklärt.

Geschichte
Bis 1230 befand sich oberhalb von Weidling auf dem Hermannskogel das Dorf Kogelbrunn und in dessen Nähe die Quelle. Sie entsprang zwischen den Wurzeln einer Buche, in deren Rinde man das Bild der Muttergottes zu erkennen glaubte. 1805 wurde eine auf Eisenblech gemalte Kopie des Mariahilfbildes von Lucas Cranach angebracht. Es befindet sich seit 1931 in der Weidlinger Pfarrkirche.

Das Agnesbrünnl galt als Jungbrunnen und heilkräftig bei Augenkrankheiten. Im Biedermeier war es ein überaus beliebtes Ausflugsziel. Von Neustift am Walde (Wien 19) bis zum Brünnl standen Buden und wurden Waren und Dienstleistungen aller Art angeboten. Um den großen Zulauf zu beenden, ließ die Behörde 1817 die "Wunderbuche" fällen und die Quelle zuschütten. Doch diese zeigte sich wieder und die Leute kamen weiterhin. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg fand am Fest Johannes Enthauptung (29. August) der Brünnlkirtag statt.

Zu bestimmten Zeiten, vor allem am Dreikönigstag (6. Jänner), Karfreitag und Johannestag (24. Juni), hoffte man im Schlamm der Quelle Nummern zu erkennen, um sie in der Lotterie zu setzen. Alte Frauen verkauften Liebeszauber. Der Ober-Sieveringer Gemeindewirt (später Gasthof "Zur Agnes") ließ Bilder der Sage anfertigen, versprach seinen Gästen ein neues Glücksspiel und verkaufte "Ternobuchteln" mit eingebackenen Lottozahlen.

Geschichten
Im 19. Jahrhundert entstand ein Sagenkreis um Karl und Agnes: Ein armes Köhler-Ehepaar entdeckte beim Baum an der Quelle ein Findelkind, dessen Mutter eine Fee war. Sie erzogen das Mädchen, Agnes, gemeinsam mit ihrem Sohn Karl. Als dieser herangewachsen war, versorgte ihn die Fee mit einer Rüstung und Waffen, mit denen er im Kampf gegen die Türken siegreich war. Bei seiner Heimkehr hatte sich die Köhlerhütte in einen Palast verwandelt, wo ihn Agnes als Braut erwartete, doch Karl war bereits mit einer Wienerin verlobt. Mit seinem Heer spukt er als Schwarzer Ritter bei der Quelle.

Ein Mann, dessen Frau viel auf den Zauber beim Brünnl hielt, wollte sie davon abhalten. Er ritt weiß vermummt auf einem Schimmel hin und schreckte sie als Gespenst. Seither mied die Frau das Brünnl.

Redaktion: hmw

Siehe auch:
--> Wunderquellen in Niederösterreich nach Helga Maria Wolf: Katalog zur Ausstellung "Mythos Wasser", ehem. NÖ Museum für Volkskultur, Groß-Schweinbarth, 2009
--> Heilige Quellen in Niederösterreich von Siegrid Hirsch und Wolf Ruzicka, 2008