Weinbeergeiß#
Der Abschluss der Weinlese wird vielfach mit einem Fest gefeiert, dessen Höhepunkt ein Umzug darstellt. Das dabei mitgetragene "Festgerät" hat verschiedene Formen. Manche Holzgestelle erinnern an ein ziegenartiges Tier, der Kopf mit den Hörnern ist geschnitzt, bunte Trauben bilden das Fell. Bei der Weinbeergeiß und anderen Gebinden - wie eine Krone, Glocke oder Pyramide - handelte sich oft um eine stilisierte Abgabe an die Grundherrschaft. 1524 zogen die jugendlichen Kremser Hauerknechte mit Fahnen und einem Korb mit Trauben und Obst nach Hadersdorf und in das Schloss Grafenegg, dessen Lehensleute sie waren. In kleineren Orten war es im 19. und 20. Jahrhundert üblich, dass die Weinhüter eine Weinbeergeiß dem Richter, eine zweite dem Pfarrer und eine dritte ins Gemeindewirtshaus brachten, wo sich ein Tanz anschloss. Bekannt ist die Geschichte vom Erzvater Noah, der einen Ziegenbock beim Weinbeernaschen bemerkt hatte und dadurch zum "Erfinder" des Weinbaues wurde. (Vgl. Gen 9, 20 f.; Num 13,23)
Quelle#
- Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich, Horn 1972. Bd. 1/S. 101, 234 f., Bd. 2/S. 61, 265
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