Widderprozession#
Am Samstag nach Ostern begeben sich die Bewohner von Virgen und Prägraten (Osttirol) mit dem "Opferwidder", einem geschmückten weißen Steinschaf zu einer Prozession in die Wallfahrtskirche Maria Schnee in Obermauern (Gemeinde Virgen). Die Fraktionen, die mehrere Jahre hindurch abwechselnd das Tier stellen, beauftragen einen Mann mit der speziellen Pflege des Tieres. Der Widder hat Weidevorrechte und wird nicht geschoren. Das lange, gewaschene Fell mit Blumen und Bändern geschmückt, wird der Widder (teilweise mit dem Traktor) zur Kirche transportiert. wird. In Obermauern treffen die Gläubigen aus Virgen und Prägraten zusammen und ziehen gemeinsam zur Wallfahrtskirche Maria Schnee. Vor dem Bitt- und Dankgottesdienst führt der Widderhalter das Tier dreimal um den Hochaltar. Nach der Messe erfolgt auf dem Kirchenplatz die Verlosung des Widders (seit den 1980er Jahren, zuvor wurde er versteigert). Der Erlös dient für Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten an der Wallfahrtskirche Maria Schnee.
Der Brauch geht auf ein Gelöbnis aus dem 17. Jahrhundert zurück. 1634 bis 1636, als jeder dritte Tiroler an der Pest starb, gelobten die Gemeindeväter von Virgen und Prägraten für das Ende der Seuche den Bau eines Bildstocks und eine jährliche Prozession mit einem Widder in die 50 km entfernte Kirche in Lavant. So blieb es bis zum Ersten Weltkrieg, dann änderte man das Ziel. Der Bildstock ("Pestketterle") enthielt ein barockes Votivbild (seit 1986 eine Kopie, Original in der Wallfahrtskirche), in mit der Inschrift "1635 ex Voto". Es zeigt es die Dreifaltigkeit, Maria und Josef, die Prozession der Gläubigen auf den Lavanter Kirchbichl mit seinen zwei Kirchen und den Kampf des Widders mit dem Sensenmann. Der Brauch steht seit 2015 auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes.
Ähnliche Prozessionen gab es in der Region Osttirol / Oberkärnten mehrere: in Kals am Großglockner seit 1601 bis heute, in Ötting bei Oberdrauburg (Kärnten). In Matrei in Osttirol oder Zedlach bei Matrei ist das Widderopfer abgekommen.
Quelle#
UNESCO
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