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Wiener Schulreform unter Glöckel#

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Otto-Glöckel-Schule
Haupteingang der Hauptschule der Stadt Wien Otto-Glöckel-Schule im 13. Gemeindebezirk Veitingergasse 9. Erbaut 1933/34. Photographie. 1934
© IMAGNO/Austrian Archives

Die Wiener Schulreform umfasst die sozialdemokratische Schulreform in Österreich von 1919 bis 1920 und ihre Weiterentwicklung im Roten Wien bis 1934. Sie gilt als eines der wichtigsten Reformprojekte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit Hilfe von Schule und Erziehung sollte ein neuer Mensch geschaffen werden, der die Zwänge des 19. Jahrhunderts hinter sich lassen würde. Treibende Kraft war Otto Glöckel, als österreichischer Unterrichtsminister (1919–1920) und als Leiter des Wiener Stadtschulrates.

Otto Glöckel, der schon seit 1907 für die Sozialdemokraten im Reichsrat vertreten war, begann nach dem 1. Weltkrieg in der Koalitionsregierung Renner als Unterstaatssekretär für Unterricht seine Reformpläne im Schulwesen umzusetzen. Sein Interesse galt einerseits einer Trennung von Kirche und Ausbildung und andererseits der Entwicklung einer Gesamtschule. Sein erster Erlass (Glöckel Erlass) betraf die Aufhebung der Zwangsteilnahme an religiösen Übungen. Dafür wurde er stark vom kirchlichen Lager angefeindet und sein Werk als "Schulbolschewismus" abgetan. Nach nur 20 Monatiger Regierungszeit wurden die Christlichsozialen bei vorgezogener Wahl stimmenstärkste Partei und die Sozialdemokraten schieden aus der Regierung aus. Nachdem Wien 1922 verfassungsrechtlich den Stand einer Stadt und eines Bundeslandes bekam, wurde Glöckel erster geschäftsführender Präsident des Stadtschulrates. Ab da konzentrierte sich Glöckel bis 1934 darauf, die Schulreformen im damals weiterhin sozialdemokratischen "Roten Wien" umzusetzen.

Otto Glöckel
Otto Glöckel. Photographie. Um 1925.
© IMAGNO/Austrian Archives

Bisher war das Schulsystem wie folgt aufgebaut:

3 Jahre Volksschule

anschließend gab es folgende Möglichkeiten:

3 Jahre Bürgerschule

8 Jahre Gymnasium

8 Jahre Realgymnasium

7 Jahre Realschule

6 Jahre Mädchengymnasium

Glöckel wollte eine Aufhebung der großen Unterschiede zwischen den Schultypen. So war z. B. ein Umstieg in einen anderen Schultyp nicht möglich. Außerdem wollte er eine Schule, die für alle Konfessionen gleich war und strebte nach Demokratisierung des Schulwesens. Für die Umsetzung richtete Glöckel eine Reformabteilungen im Ministerium ein.

Otto-Glöckel-Schule
Klassenzimmer der Hauptschule der Stadt Wien Otto-Glöckel-Schule im 13. Gemeindebezirk Veitingergasse 9. Erbaut 1933/34. Photographie. 1934.
© IMAGNO/Austrian Archives

Die Schulreform der Volksschule beinhaltete folgende Prinzipien, die bis in die 2. Republik gelten:

  • Bodenständigkeit (Umgebungsbezogener Unterricht)
  • Arbeitsunterricht (es soll keine Drillschule sein)
  • Gesamtunterricht (Zusammenschau aller Fächer)

Reform der Sekundärschule:

Die Sekundärschule strebte eine äußere Schulreform mit Umstrukturierungen an, um die Unterschiede der Mittelschulen auszugleichen. Es wurde auch an einer Einheitsschule aller 10-14 jährigen gearbeitet. Das damalige Modell einer allgemeinen Mittelschule mit 2 begabungsmäßigen Zügen und Lehrplanmäßigen Differenzierungen kam nicht zur Verwirklichung.

Als weiteren wichtigen Punkt sollten alle Lehrer eine Hochschul-Bildung absolvieren. Dieser Punkt konnte auch nicht umgesetzt werden.

In seiner Amtszeit als 2. geschäftsführender Präsident des Wiener Stadtschulrates führte er an 6 Schulen Wiens den Schulversuch "allgemeine Mittelschule" durch, mit Anlehnung des Lernplans an die deutschen Mittelschulen. Nachdem die Sozialdemokraten nun auch landesweit wieder bei Wahlen dazugewannen, traten die Christlichsozialen in Verhandlungen mit der SDAP - Sozialdemokratischen Arbeiter Partei. 1927 kam es zum Mittelschul-Hauptschulgesetz bei dem Otto Glöckel entscheidend mitwirkte.

Ergebnisse der Verhandlungen:

Neben den 8 klassigen Mittelschulen (Gymnasium, Realgymnasium, Frauenoberschule) wurde eine 4 jährige Hauptschule mit 2 Klassenzügen geschaffen. Die Lehrpläne waren so zu gestalten, dass ein Übertritt zwischen Haupt- und Mittelschule möglich war. Nach der Machtübernahme der Austrofaschisten wurde sein gesamtes Werk zerstört und es wurden neue Lehrpläne geschaffen.

Quellen#


Redaktion: K. Ziegler