Wiener Neustädter Kanal#
Der "k.k. Wiener Canal" sollte Wien mit Triest verbinden, ein Zweigkanal war nach Raab/Györ geplant. Der Anlass für den Bau des Wiener Neustädter Kanals lag in einer Energiekrise der Haupt- und Residenzstadt. Ende des 18. Jahrhunderts war Holz knapp und teuer geworden. Der Transport von Kohle erschien vor dem Eisenbahnzeitalter unrentabel. Es gelang den Eigentümern der "Wienerisch Neustädter Steinkohlengewerkschaft", Kaiser Franz II. (I., 1768-1835) von ihrem Projekt zum Bau eines Schifffahrtkanals von Schottwien und Ödenburg zu überzeugen.
1797 begann der Bau bei der dreifachen Schleuse in Guntramsdorf, 1803 fand die Eröffnungsfeier statt. Das Projekt gedieh nur bis Wiener Neustadt. Auf der mit 50 Schleusen regulierten, 63 km langen Strecke standen 64 Lastkähne im Einsatz. Planer war Oberstleutnant Sebastian v. Maillard, der bereits den Forstmeisterkanal in Laxenburg konstruiert hatte. Er wollte ökonomisch bauen. Daher übernahm er die Abmessungen der schmalen, englischen Kanalschiffe und suchte durch günstige Trassenführung teure Tunnel und Aquädukte möglichst zu umgehen. Durch niedere Kosten wollte er ein Scheitern des Projektes verhindern. Außerdem waren Hauptmann Swoboda, ein Professor an der Wiener Neustädter Militärakademie und Josef von Schemerl, der später die Leitung übernahm, abschnittsweise an der Planung beteiligt. Beim Bau arbeiteten bis zu 1200 Mann.
Doch schon in den ersten Jahren zeigte sich, dass Instandhaltung und Ausbesserungen teurer waren als die Einnahmen aus der Schifffahrt und den Mühlen. 1810 kam der Bau endgültig zum Stillstand. Bis 1871 gelang es einigen von fünf Pächtern, doch Gewinne zu erwirtschaften. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Konkurrenz durch die Eisenbahn zu groß und die Wiener Häfen wurden zugeschüttet. Die Reste der Strecke sind als Industriedenkmal und mit einem begleitenden Radweg zugänglich gemacht. So blieben von der 63 km langen Strecke 36 km erhalten, 41 Schleusen. 6 Aquädukte und 9 Brücken befinden sich entlang des Wasser führenden Verkehrsbauwerks.
Quelle#
- Fritz Lange: Von Wien zur Adria. Erfurt 2003