"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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»Wäschermäd’l«. Aus der Serie «Wiener Typen«, Nr. 2. 1873/75. Photographie von Otto Schmidt
© Brandstätter Verlag
»Die Wasch-weiber«. 1818–1820. Farblithographie von Josef Lanzedelly
© Brandstätter Verlag
Wäschermädel stellten im Vormärz und noch bis in die Mitte der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts einen ausgesprochenen
Wiener Typus dar, bemerkte Vincenz Chiavacci in seinen Skizzen aus dem Wiener Volksleben und fügte hinzu: »Die Hantierung
mit dem Seifenschaum scheint auch eine regenerirende Kraft auf Herz und Gemüth, sowie auf das körperliche Wohlbefinden auszuüben. Woher kämen sonst die vielen drallen, kerngesunden Mädchengestalten mit dem lauten ›Hamur‹ und dem geschliffenen ›Göscherl‹? Wenn diese schaumentstiegenen ›Venussinnen‹ mit der Butte voll schneeweißer, schön geplätteter Waare durch die Straßen steigen, mit blitzenden Augen, das kastanienbraune Haar mit kecken ›Sechsern‹ geziert, das knappe Röckchen bis unter die Kniee, das tadellose Bein mit einem netten Chaussure bekleidet; da sieht man es ihrem ganzen Gehaben an, daß sie sich ihres Werthes bewußt sind, und die kecken Blicke der jungen Herrenwelt werden von ihnen mit trotzigem, kampfbereiten Lächeln parirt. Wehe dem Verwegenen, der ein freches Wörtlein, eine kühne Zudringlichkeit wagt; eine Fluth von ausgesuchten Kosenamen, die in keinem Lexikon zu finden sind, ist sein Lohn; jedes Wort ein englisches Federmesser.«
Das verklärte Bild von der feschen und reschen »Venus« hat Reingard Witzmann im Ausstellungskatalog Alt-Wien, herausgegeben vom Wien Museum, gehörig zurechtgerückt: »In den Feuilletons«, schrieb sie, »galt seit der Biedermeierzeit der ›Typ‹ des ›Wiener Wäschermädls‹ als Inbegriff von Natürlichkeit, Lebenslust und Schlagfertigkeit. In Wirklichkeit gehörten die Wäscherinnen einem der vielen aussterbenden Gewerbe an, die im wachsenden großstädtischen Getriebe nicht mehr konkurrenzfähig waren. Sie lebten und arbeiteten unter schwersten und elenden Bedingungen in den sogenannten ›Waschburgen‹, die in der Nähe der Flüsse Wien oder Als lagen. Zusammengepfercht in einer Art ›Kolonie‹ formierten
die Wäscherinnen allerdings eine eigenständige kulturelle Identität, die besonders in Gesang, Tanz und Witz zur Geltung kam. Dieses Festhalten der Frauen an ihrer unverwechselbar künstlerischen Ausdrucksweise war Teil ihrer Überlebensstrategie und half, die extremen körperlichen Belastungen zu ertragen, denen sie bei jedem Wetter ausgesetzt waren.«
»Wäschermadl im Morgen-Negligée«. 1847. Kolorierte Lithographie von Anton Zampis. Aus: »Wiener Charaktere in bildlichen Darstellungen«
© Brandstätter Verlag
»Ein Wäschermädchen«. 1847. Kolorierte Lithographie von Anton Zampis. Aus: »Wiener Charaktere in bildlichen Darstellungen «
© Brandstätter Verlag
Wäschermädel und Galan. Um 1853. Kolorierte Lithographie von Cajetan (Anton Elfinger). Karikatur aus der Zeitschrift »Hans Jörgel«
© Brandstätter Verlag
»Wäscherin«. Kolorierter Stahlstich von Carl Mahlknecht nach Zeichnung von Wilhelm Böhm. Aus: Adalbert Stifter. »Wien und die Wiener«. Pest 1844
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Quellen#
- Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010
... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.
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