Austerlitz, Friedrich#
* 25. 4. 1862, Hochlieben (Böhmen)
† 5. 7. 1931, Wien
Journalist und Politiker
Der gelernte Kaufmann war journalistischer Autodidakt. Er arbeitete bei
der "Arbeiter-Zeitung", als diese noch ein Wochenblatt war, außerdem
schrieb er für die in Deutschland erscheinende "Neue Zeit" und für das
theoretische Organ "Der Kampf". Ab 1. Jänner 1895 leitete er die
"Arbeiter-Zeitung" als Chefredakteur, die ab diesem Zeitpunkt als
Tageszeitung erschien, und gehörte in dieser Funktion sowie als Mitglied
des Parteivorstandes zu den wesentlichen Mitgestaltern
sozialdemokratischer Politik. Er galt als glänzender Redner, aber auch
als vehementer Kämpfer für eine korrekte Sprache des Journalismus.
Bekannt für seine scharfe Schreibweise, verfasste er anlässlich der
Wahlreformen von 1897 und 1907 Kommentare zum allgemeinen und gleichen
Wahlrecht, die weite Verbreitung fanden. Während des 1.
Weltkrieges führte er einen unermüdlichen Kampf gegen die k. u. k.
Militärjustiz, die wegen kleinster Vergehen mit drakonischen Strafen
vorging. Von 4. März 1919 bis 1. Oktober 1930 vertrat
Austerlitz die
sozialdemokratische Partei in der Konstituierenden Nationalversammlung
und im Nationalrat. Von entscheidender Bedeutung war seine Mitarbeit am
Preßgesetz, bei der Ausarbeitung des Journalistengesetzes fungierte
Austerlitz
als Referent. Dank seines großen Wissens auf juristischem Gebiet war
Austerlitz
auch Mitglied des Verfassungsgerichtshofes. Sein flammender Leitartikel
in der "Arbeiter-Zeitung" anlässlich des Urteils im Schattendorfer
Prozess vom 15. Juli 1927 löste die Ereignisse dieses Tages mit aus
(Justizpalastbrand).
Werke#
- "Preßfreiheit und Preßrecht" (1902), "Das neue Wahlrecht" (1907)
Literatur#
- Alfred Magaziner, Die Wegbereiter (1975)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992