Böhm, Johann#
* 26. 1. 1886, Stögersbach (Niederösterreich)
† 13. 5. 1959, Wien
Maurer und Gewerkschafter
In einem entlegenen kleinen Ort im Waldviertel wuchs Böhm unter tristen
Umständen auf. Mit seinem Vater verdingte er sich als Hilfsarbeiter in
Wien, trat schon 1903 der Maurergewerkschaft bei und bald auch der SDAP.
Im 1. Weltkrieg wurde er schwer verwundet. Danach konnte er nicht
mehr in seinem Beruf arbeiten, engagierte sich aber in
gewerkschaftlichen Gremien. Bereits 1921 leitete er die Wiener
Ortsgruppe der Bauarbeitergewerkschaft.
1917 wurde er in den Wiener Gemeinderat gewählt.
1928-1934 wirkte er als Obmann der Gewerkschaft der Bau- und
Holzarbeiter. 1930-1934 war er SP-Abgeordneter im Nationalrat. Nach den
Februarereignissen 1934 wurde er mehrmals verhaftet und stand unter
Polizeiaufsicht. Auch 1944, nach dem Attentat auf Hitler, wurde er
kurzfristig verhaftet. Während des Nationalsozialismus gelang es ihm,
Kontakt zu Gesinnungsgenossen zu halten, gleich nach dem Krieg machte er
sich an den Aufbau einer gewerkschaftlichen Organisation. 1945 war er
kurz Staatssekretär für soziale Verwaltung, danach Zweiter Präsident des
Nationalrates.
Böhm war der erste Präsident des ÖGB. Mit der Gründung eines
überparteilichen Gewerkschaftsbundes 1945 wurde sein lang erstrebtes
Ziel verwirklicht, das er auch gegen Widerstände in den eigenen Reihen
zähe durchgefochten hatte. Unter seiner Leitung - er trat für eine
Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein - nahm der
ÖGB wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftspolitische Entwicklung des
Landes; die Bildung der Paritätischen Kommission für Lohn- und
Preisfragen und in weiterer Folge die Institutionalisierung der
Sozialpartnerschaft sind Ergebnisse seines Wirkens.
Böhm war auch Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger.
1953 veröffentlichte er einen Lebensbericht unter dem Titel "Erinnerungen aus meinem Leben".
Literatur#
- F. Klenner, Johann Böhm, in: NÖB 19 (1977)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992