Bachinger, Franz#
* 31. 10. 1892, Gaspoltshofen (Oberösterreich)
† 7. 7. 1938, Gaspoltshofen
Landwirt und Politiker
Bachinger wuchs als jüngstes Kind einer großen Bauernfamilie auf. Nach dem
Besuch der dreiklassigen Volksschule war er in zahlreichen ländlichen
Institutionen aktiv. Seine politische Heimat fand er beim liberalen Oberösterreichischen
Bauernverein. 1913 rückte er ein. Nach Kriegsende übernahm er den
elterlichen Hof. Zugleich beteiligte er sich an allen bäuerlichen
Standesorganisationen, war Obmann des Bauernrates und nach den Wahlen
1919 Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde. Besonders engagierte er sich
für die "Gemeindekrankenkassen" der Bauern, womit er in vehementem
Gegensatz zu den Christlichsozialen, die die zentralen Krankenkassen
bevorzugten, geriet. Bei der Gründung des Landbundes wurde er Mitglied
dieser Partei, 1924 gründete er die erste Ortsgruppe der Landbundjugend,
der zahlreiche weitere Gründungen folgten.
Bachinger arbeitete
an der "Bauernzeitung" mit, er war führend an der Gründung des eher
bedeutungslosen "Reichsverbandes der österreichischen Bauernwehren" beteiligt.
1931 wurde er zum oberösterreichischen Landesparteiobmann des Landbundes gewählt.
Dreimal brachte er es zu Ministerehren: 4. Februar 1932 bis 20. Mai 1932
Bundesminister für öffentliche Sicherheit, 20. Mai 1932 bis 10. Mai 1933
Bundesminister für Innere Verwaltung und 10. Mai 1933 bis 21. September
1933 Staatssekretär für Forstwesen und Holzbewirtschaftung. Als
Sicherheitsminister blieb er allerdings erfolglos, da er keine
Entwaffnung der Wehrverbände erreichen konnte. Im Zuge der
Selbstauflösung des Landbundes im Mai 1934 musste
Bachinger als Liquidator der
Gesamtpartei fungieren. Da es anlässlich des NS-Putsches im Juli 1934
auch in Gaspoltshofen zu Unruhen gekommen war, wurde
Bachinger verhaftet, doch
nicht vor ein Militärgericht gestellt. Er übte danach keine politischen
Funktionen mehr aus.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992