Bahr, Hermann#
* 19. 7. 1863, Linz
† 15. 1. 1934, München
Essayist, Lustspieldichter und Kritiker
Nach dem Studium der Nationalökonomie, Altphilologie und Philosophie in
Wien, Graz, Czernowitz und Berlin lebte
Bahr ab 1894 als freier
Schriftsteller, Kritiker und erfolgreicher Theaterdirektor in Wien. Hier
übte er auf die Literaten des "Jungen Wien"
(Schnitzler,
Hofmannsthal,
Beer-Hofmann u. a.) als deren organisatorischer
Mittelpunkt nachhaltigen Einfluss aus und trat auch durch sein Engagement
für die zeitgenössische bildende Kunst um 1900 wesentlich hervor. 1912
übersiedelte er nach Salzburg, 1918/19 kehrte er zurück und wirkte als
Erster Dramaturg am Wiener Burgtheater, ab
1922 hielt er sich in München auf.
Bahr war mit der Hofopernsängerin und
Wagner-Interpretin Anna von Mildenburg verheiratet.
In seinem literarischen und essayistischen Schaffen vertrat er fast alle
Hauptströmungen seiner Zeit: vom Naturalismus über Decadence und
Impressionismus bis hin zum Expressionismus, auch weltanschaulich erwies
er sich von erstaunlicher Wandlungsfähigkeit. Vieles von seinem
umfangreichen OEuvre - er schrieb mehr als 100 Bücher - ist in seiner
Bedeutung zeitgebunden, lediglich sein Lustspiel "Das Konzert" wird
fallweise bis heute aufgeführt. Sein bleibendes Verdienst liegt wohl in
seiner kulturpolitischen Rolle als Vermittler zwischen Kunst und
Publikum und als Mentor der jeweiligen literarischen Avantgarde. Er gilt
als einer der großen Anreger der österreichischen Moderne.
Literatur#
- D. G. Daviau, Der Mann von Übermorgen (1984)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992