Berger-Waldenegg, Egon#
* 14. 2. 1880, Wien
† 12. 9. 1960, Graz
Politiker und Diplomat
Der Sohn eines österreichischen Diplomaten und einer Belgierin besuchte das
Schottengymnasium und studierte anschließend Jus an der Universität
Wien. Zu dieser Zeit interessierte er sich für die Ideen des
christlichsozialen Politikers und Sozialreformers Alois Prinz
Liechtenstein. Nach kurzer Tätigkeit bei der niederösterreichische Statthalterei
absolvierte er sein Einjährig-Freiwilligen-Jahr, danach trat er in den
diplomatischen Dienst des Ministeriums des Äußern. Bei Ausbruch des 1.
Weltkriegs war er in Durazzo bei Prinz Wilhelm zu Wied akkreditiert. Er
rückte ein, bis er 1917 wieder in das Außenministerium berufen wurde.
Als Diplomat nahm er an den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk teil.
1918 ließ er sich als Sektionsrat pensionieren.
Nach kurzem Aufenthalt auf dem väterlichen Gutsbesitz in Botinec bei
Agram war er in einem
Bankhaus tätig. 1930 erwarb er das Gut Mühlegg in Bezirk Deutschlandsberg (Steiermark).
Im Jahr zuvor war er dem Steirischen Heimatschutz beigetreten und wurde schließlich
zum Kreisleiter des Bezirks Graz-Umgebung bestellt. 1931 in den Putsch von
Pfrimer verwickelt,
wurde er dennoch bei der folgenden Gerichtsverhandlung freigesprochen.
Er trennte sich von Pfrimer und wandte sich in der Folge mehr der politischen
Richtung Starhembergs zu. Im April 1934 zum stellvertretenden Landeshauptmann
bestellt, wurde er schon im Juli 1934 von
Dollfuß
zum Justizminister ernannt. Als Bundesführerstellvertreter des
Heimatschutzes mobilisierte er anlässlich des NS-Putsches im Juli 1934
die Heimwehren. Ab 3. 8. 1934 übernahm er im Kabinett
Schuschnigg das
Außenministerium, behielt aber auch das Justizministerium, das die
gerichtliche Austragung der Ereignisse vom Juli zu verantworten hatte.
Als im Mai 1936 Starhemberg stürzte und die Heimwehren ausgeschaltet
wurden, musste
Berger-Waldenegg resignieren. Er wurde mit 16. 5. 1936 zum österreichischen
Botschafter beim Quinnal in Rom ernannt, wo er sich vergeblich um
Italiens Unterstützung für Österreich bemühte. 1938 blieb
Berger-Waldenegg in Italien
und arbeitete, inzwischen italienischer Staatsbürger, in Triest bei
einer Versicherungsgesellschaft. Erst 1948 kehrte er nach Graz zurück,
war aber nicht mehr politisch tätig.
Literatur#
- W. Wiltschegg, Die Heimwehr (1985)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992